St. Lucia… die tropische Perle

Diesen tollen Inselstaat, mit Regenwald und Vulkanen, haben wir auf unserem Weg nach Süden ausgelassen… umso mehr freuen wir uns jetzt, diese tropische Perle der kleinen Antillen zu besuchen (ich war zuletzt 2002 hier, also vor über 20 Jahren und bin gespannt was sich verändert hat). Was brauchen wir dazu? PCR-Test (noch), max. 5 Tage alt und natürlich den passenden Wind von Carriacou nach Norden… und der naht am kommenden Wochenende…

Freitag, 25.03.22: Wir wollen gleich früh morgens in der Carriacou Marina bei „Zoll- & Immigration“ ausklarieren und PCR-Test im nahegelegenen L‘ Esterre Health Center machen, damit wir am Samstagnachmittag loskönnen. Zum Ausklarieren werden wir auf Nachmittag verwiesen, weil es nicht eher als 24 Stunden vorher sein darf… ok, dann also zuerst den PCR-Test und in der Zwischenzeit noch mit dem Bus einen kleinen Ausflug nach Hillsborough. Das ist die Insel-Hauptstadt und ein Besuch lohnt absolut… ein typisch bunter und schöner kleiner Fischerort. Mehrere kleine Supermärkte, Bars, Restaurants, Straßengrills und natürlich ein Fischmarkt… kleine Obst-und Gemüsestände an den Straßen und entspanntes Treiben vieler freundlich grüßender Menschen.

Auch hier gehen ca. alle 10 Minuten Kleinbusse, für wenige ECs (pro Fahrt 7 EC$) und wir kommen entspannt zurück zur Tyrell Bay. Beim 2. Anlauf klappt das Ausklarieren… prima, das Formelle wäre also geschafft. Am nächsten Vormittag bei Hochwasser geht’s noch zum Tanken an die Pier der Marina Carriacou. Hier hat es nur 2,2 Meter bei Niedrigwasser… das ist für uns etwas knapp… wenn noch eine Welle dazukommt, könnten wir mit knapp 2 Meter Tiefgang aufsitzen. Das Hochwasser hat 0,5 Meter mehr und so passt es ganz gut. Immerhin 175 Liter Diesel füllen wir nach… und das steuerfrei (1 Liter Diesel, für umgerechnet 1,03 €).

Samstag, 26.03.22: Vor 16:00 Uhr wollen wir nicht los… denn es sind nur ca. 84 Seemeilen… für einen Törn mit Tageslicht etwas zu viel und wenn wir tagsüber zu früh lossegeln, dann kommen wir am nächsten Morgen im Dunkeln an… also rechnen und schätzen… 16:00 müsste passen, um am nächsten Tag mit etwas Puffer erst nach Sonnenaufgang anzukommen. Vorher noch was essen und ein kleines Nickerchen… dann sind wir fit für die kommende Nacht.

Es wird fast 16:30 bis wir Anker auf sind und die Tyrell Bay verlassen. Das Groß geht noch in der Bucht im 1. Reff hoch und nach der böigen NW-Huk auch die kleine Genua dazu und Motor aus. Sofort zieht die LADY an, legt sich hoch am Wind zur Seite und zeigt uns, was sie schon lange nicht mehr gemacht hat… Geschwindigkeit !!! Wind 16-18 Knoten, in Böen bis 23 Knoten…die Speed geht auf deutlich über 7 Knoten hoch… mit guter Lage geht’s weich durch die anrollende 2 Meter See und die erste Gischt geht übers Vorschiff… aber es kommt auch ein kritischer Blick der Bordfrau weil die Lage in den Böen etwas zu viel ist… ok, ok… wenn’s so bis Sonnenuntergang bleibt, kommt für die Nacht das 2. Reff ins Groß… versprochen!

Kurz vor 18:00 haben wir Union Island passiert… jetzt ist nur noch freies Wasser vor uns und die See wird ruhiger. Die Sonne steht schon tief… der Wind pendelt zwischen 13 und 18 Knoten… die Logge zeigt teilweise bis über 8 Knoten Speed hoch am Wind… es läuft traumhaft, zumal wir gut auf Kurs sind und sogar noch ca. 15 Grad mehr Höhe für die spätere Abdrift durch Strömung haben. Prima aber für eine entspannte Nacht muss jetzt das 2. Reff ins Groß und essen wollen wir auch noch was. Doch plötzlich….. rrrrrrtthhhhfff…. Was ist das??? …ohhh jeah, das ist die Angel…. hat da etwa tatsächlich was angebissen und das bei über 7 Knoten Speed… das wäre Premiere, aber blödes Timing…. egal, ran an die Angel und Leine einholen. Tatsächlich, da hängt mal nicht nur Seetang dran, sondern ein Barrakuda… sieht zuerst sehr klein aus… doch beim näher kommen scheint der Bursche deutlich mehr als einen halben Meter zu haben… wow… ich und einen Fisch angeln… naja? Wie bekomme ich den jetzt an Bord, hmm… das Beste wäre sofort beidrehen… dann wäre das entspannt zu machen. Doch vielleicht reicht ja auch Segel auffieren…. also Groß und Genua auf… und zurück zur Angel… verflixt… wir sind immer noch viel zu schnell und die Schräglage mit der Bewegung in den Wellen ist auch nicht optimal… ich versuche es trotzdem so… der Fisch kommt ran. Das Gaff zum Hochholen liegt bereit… ich muss ihn nur noch etwas näher ran bekommen… und natürlich bin ich dabei mit Lifebelt am Geräteträger gesichert… und da passiert es… Der Fisch springt plötzlich aus dem Wasser, macht einen harten Schlag in der Luft und schafft es, sich so vom Haken loszureißen… platsch und weg ist er… und ich schau dumm hinterher. Das sollte also nicht sein… der Fisch war cleverer als ich und hat sich die Freiheit verdient. Außerdem war das ein doofes Timing, denn die Sonne nähert sich schon dem Horizont und das 2. Reff muss jetzt rein… das ist wichtiger! Also Genua dicht, Groß auf, Reff rein und Groß wieder dicht… funktioniert prima und es läuft immer noch mit guter Speed von knapp 7 Knoten dahin… so kann die Nacht kommen und auch die Bordfrau blickt zufrieden drein… 🙂

Bis St. Vincent läuft es so ganz gut… dann kommt die Windabdeckung der Insel… das war klar… also Genua weg und bis zur Nordspitze motoren… dort passt der Wind wieder und weiter geht’s mit Genua hoch am Wind. Es läuft aber nicht lange so schön dahin, denn die Strömung nimmt hier im Channel nach St. Lucia deutlich zu… immer stärker… wir segeln im total schrägen Winkel auf St. Lucia zu… das sind ja fast 50° zum Vorhalten… unglaublich! Die Genua muss weg… damit habe ich nicht gerechnet… also muss der Motor wieder kräftig helfen. Wir kommen nur noch mit 4 Knoten voran… die Strömung ist sehr stark, doch wir kämpfen uns ganz langsam in Richtung St. Lucia zur Pitons Bay.

Die Sonne geht auf und majestätisch kommen die Pitons in Sicht und liegen direkt vor uns. Ein toller Anblick, wie die beiden Spitzen hoch in den Himmel ragen. Kurz vor der Bay noch starke Wasserstrudel… Tide gegen Strom… dann rein in die Bucht und vorbei ist der Spuk. Hier darf man nur an Bojen festmachen… zum Ankern ist es auch viel zu tief. Die Hälfte der Bojen sind frei und wir finden einen sehr guten Platz. Um kurz nach 07:00 sind wir fest und bestaunen ausgiebig die Pitons. 54 EC$ für eine Nacht werden abends von den Marine-Rangern einkassiert… das ist es uns wert. Zuletzt war ich hier vor knapp 20 Jahren nach meiner ersten Atlantiküberquerung und kann mich noch gut erinnern… und es fühlt sich sehr gut an, wieder hier an diesem magischen Ort zu sein.

Wir haben noch nicht einklariert… aber zumindest die gelbe Flagge gesetzt. Das scheint hier aber niemand zu interessieren… nicht die Ranger und auch nicht die Police die am Nachmittag langsam mit ihrem Patrolienboot vorbeifährt. Es gibt ein paar weitere Ferienanlagen an Land, doch der größte Teil ist weiter unbebaut… gut so, denn das ganze Gelände mit den Pitons gehört inzwischen zum UNESCO-Weltnaturerbe. Ein freundlicher Boatboy mit einem rosa Holzboot und riesiger bunter Rasterman-Mütze kommt vorbei und verkauft uns für wenige EC$ frisches Obst. Super und wir fühlen uns sehr wohl hier.

Einklarieren wollten wir eigentlich erst am nächsten Tag in der Marigot Bay, doch wir entscheiden uns spontan um. Soufriere, ein weiterer möglicher Einklarierungsort, liegt nur eine Bucht weiter und das ist gut mit dem Dinghi zu machen… dann könnten wir hier noch eine weitere Nacht liegen bleiben. Das ist doch viel besser für uns… so die scheinbar gute Idee, die noch eine kleine Überraschung für uns bereithalten wird…

Also Beiboot ins Wasser… Außenborder dran… Papiere in den Rucksack und ab geht’s mit Gleitfahrt Richtung Soufriere. Das Meer ist relativ ruhig und nach ca. 15 Minuten mache ich am Zollpier vor Soufriere fest. Zwei Beamte auf dem Steg zeigen mir freundlich wohin ich zum Einklarieren muss … zuerst also zum Zoll.

Die Anmeldung über Sailclear und über die Gouvernement-Onlineseite habe ich bereits gemacht… und auch den negativen PCR-Test hochgeladen… also sollte alles passen. Denkste… die Beamtin hinter dem ersten Tresen fragt freundlich ob ich denn die Tests auch an ihre Mailadresse (soufriereseaport@gmail.co) geschickt hätte… das muss zusätzlich sein. Nein habe ich nicht… hmm, aber ich habe mein Handy dabei und könnte es jetzt gleich senden. Ja meint sie, das ist ok …ich bin erleichtert und sende ihr die Mail mit den Anlagen zu. In der Zwischenzeit darf ich zu ihrem Zollkollegen (scheint der Chief zu sein) gehen, der nach meiner Sailclear-Nummer fragt. Kein Problem habe ich… er schaut in den PC und dann mit kritischem Blick und einer Frage  zu mir. „Wo liegt dein Schiff… hier in der Soufriere Bay?“ Nein antworte ich, es liegt in der Nachbarbucht… in der Pitons Bay. Der Blick verfinstert sich und er meint „das ist außerhalt des Zollgebiets und kostet 25 US$ Strafgebühr“!!! Hmmm, nö für so eine doofe Regel möchte ich eigentlich nichts zahlen. Freundlich sage ich ihm… kein Problem… ich fahre zurück und komme mit meinem Schiff hier in die Bay und dann noch mal hier her zum Einklarieren. Verwundert zieht er die Augenbrauen hoch, schaut mich kritisch an und meint… „du willst wirklich das Schiff holen und dann noch mal kommen“ …ja, sage ich mit einem freundlichen Lächeln und entschuldige mich für mein Versehen. Ok, sagt er dann, ich mache die Papiere fertig, aber wenn ich nicht komme, dann….. !!!  No problem Sir… ich komme… Er macht einen Stapel Papiere fertig, wo ca. ein Dutzend Unterschriften nötig werden… dann noch bei einem anderen Kollegen 40 EC Gebühren zahlen… nochmal zur ersten Dame wegen dem Health-Check-Papier… zurück zum Chief der noch das fehlende „blaue Blatt bzgl. Health-Check“ bekommt… dann bin ich durch. Puhh… was für eine Bürokratie… doch noch mal die Kurve gekriegt. Der Zoll ist ein paar Häuser weiter… und dort geht es ruckzuck… die Papiere vom Zoll nimmt er, gibt die Stempel in die Pässe und tschüss… 🙂

Bei der Gelegenheit lerne ich auch noch Yogi den Skipper von einem Charter-Kat kennen, der mir einen sehr guten Tipp für eine Inseltour über einem ihm gut bekannten Guide (Malcom) gibt. Dankend nehme ich den Tipp an und lerne Malcom kurz drauf persönlich kennen. Razzfazz steht der Deal für den nächsten Tag und er sagt auch zu, mir eine gute Boje bereit zu halten, wenn ich in ca. 1 Stunde komme. Das klappt alles wunderbar und eine knappe Stunde später liegt unsere LADY BLUE in der Soufriere Bay an einer Boje, an der Malcom schon auf uns wartet. Das lief prima. Wir stimmen noch die Uhrzeit für den nächsten Tag ab und dann düst er davon… und wir genießen einen entspannten neuen Tag in einer neuen Bucht. Auch von hier hat man einen tollen Blick auf einen der beiden Pitons.. dem „Petit Piton“. Die Bucht macht einen guten Eindruck… und auch hier sind die Boatboys alle sehr freundlich.

Dienstag, 29.03.22: Pünktlich um 09:00 holt uns Malcom vom Schiff ab… wir sind heute seine einzigen Gäste (gestern waren es 17). Wir haben also eine VIP-Tour vor uns… nur der Fahrer und wir in einem kleinen klimatisierten Auto… super !!!

Als erstes geht es zu den „sulphur springs“ und „mud baths“, den Schwefelquellen mit Schlammbädern… sh. auch hier: https://www.sulphurspringstlucia.com/

Das Gebiet ist ein riesiger Drive-In-Vulkan… ein seit über 200 Jahren „schlafender Vulkan“… die Seite zum Meer hin ist damals abgebrochen und wir befinden uns quasi hier mitten im Vulkan. Wir halten vor dem Zugang zu den Quellen und bekommen zuerst eine Führung dorthin, wo der Schwefelmatsch kochendheiß aus der Erde blubbert… faszinierender Anblick und die Nase hat auch was davon… es stinkt gewaltig nach faulen Eiern, was vom Schwefel kommt…

Dann geht es weiter zu den Bädern…. vier Becken, in denen das inzwischen auf knapp 40° C „abgekühlte“ Schwefelwasser reinfließt… es fühlt sich noch immer kochendheiß an und man gewöhnt sich nur langsam an diese Temperaturen… dann aber fühlt es sich gut an. Nach dem Bad bekommen wir zwei Töpfe mit grauem und schwarzem Schlamm, mit dem wir uns einschmieren und das Ganze trocknen lassen, bevor es bei einem weiteren Bad im Schwefelwasser wieder abgewaschen wird. Jetzt sollen wir den Angaben nach 12 Jahre jünger aussehen und uns so auch fühlen. Na ja… zumindest reden wir es uns ein und machen den Spaß mit…

Wir wickeln uns nur ein Handtuch rum und werden von unserem Fahrer zum Pitons-Wasserfall gebracht, wo das Baden weitergeht und für mich zum absoluten Höhepunkt wird. Eine Megaüberraschung für mich, denn es ist genau der gleiche (kleine) Wasserfall mit Badebecken, mitten im Dschungel, den ich vor knapp 20 Jahren bei meinem ersten Besuch der Insel mit meinen ARC-Segelfreunden besucht habe. Die Erinnerungen kommen zurück und ich bekomme Gänsehaut… es ist genauso traumhaft schön wie damals… einfach fantastisch !!!

Anschließend geht es weiter zum Botanischen Garten, der ebenfalls ganz in der Nähe von Soufriere liegt… und auch hier sind wir von der üppigen Vielfalt des großen und sehr schön angelegten Tropengartens überwältigt. Alles was in den Tropen wächst ist hier in Hülle und Fülle zu sehen und die Anlage ist auch noch sehr gut gepflegt und sauber…. Wir können uns kaum satt sehen… doch wir wissen unser Fahrer wartet beim Ausgang und so müssen wir uns von dem tollen Anblick irgendwann wieder losreißen…

Ein rundum gelungener Ausflug und wir fahren zurück zum Hafen. Hier wartet schon Malcom auf uns und zeigt uns noch ein uriges karibisches Lokal, das scheinbar seiner Familie gehört… es gibt Mahi-Mahi und Chicken-Barbeque… alles sehr lecker und zu fairen Preisen.

Zufrieden und satt bringt uns Malcom zur LADY BLUE zurück und verabschiedet sich freundlich winkend. Wir können diese Tour über Malcom sehr empfehlen. 🙂

Das Einzige was nicht klappte, waren heute die Bankautomaten… es ist wohl auch bekannt, dass es damit hier öfter Probleme gibt und man kann auch nur max. 300 EC abheben. Gut ist es, wenn man mehrere verschiedene Kreditkarten dabei hat… und vielleicht geht eine dann. Wir hatten letztlich Glück und bekamen genug EC$ die erstmal für die nächsten Tage reichen werden.

Spontan entscheiden wir, heute noch in eine andere Bucht zu verholen… hier ist es doch etwas zu unruhig, weil zu viele Boote vorbeirasen und Schwell erzeugen. Nur eine Stunde nördlich liegt die Anse Cochon, ein bekannter Tauch- und Schnorchel-Hotspot mit guten Ankermöglichkeiten… da wollen wir hin. Also Anker hoch und weiter Kurs Nord… vorbei an einer sehr schönen Küstenlinie, an der sich schroffe Felsen mit traumhaft palmenbewachsenen Sandstränden abwechseln. Nach einer knappen Stunde kommt unsere Bucht in Sicht… 5 Schiffe liegen schon dort vor Anker und wir finden auch noch einen schönen Platz, direkt vorm Schnorchel-Hotspot… wie sich am nächsten Tag noch deutlich herausstellen wird…

Vor 10:00 und nach 16:00 ist es eine schöne ruhige Bucht… aber in der Zwischenzeit kommen lfd. Ausflugsboote, die ihre Gäste (überwiegend Taucher und Schnorchler) hier für ca. 30-60 Minuten ins Wasser kippen, wieder aufsammeln und dann wieder abdüsen… Nicht ganz das, was man sich von einer ruhigen Ankerbucht wünscht, doch wir liegen tatsächlich direkt vor einem sehr schönen Schnorchelrevier mit klarem Wasser und nutzen das natürlich selbst ausgiebig und kostenlos. Und es gibt einen lustigen Boatboy der sich „Nikolaus“ nennt und auch so aussieht… 🙂

Nach drei Tagen reicht es allerdings und wir wollen weiter zur Anse la Raye, ein altes Fischerdorf an der Westküste, das immer freitags Fish-Friday hat. Mittags gehen wir Anker auf und sind schon eine halbe Stunde später in der Anse la Raye. Nur ein weiteres Schiff liegt dort vor Anker und diverse kleine Fischerboote an Bojen… wir haben also ausreichend Platz für uns und der Anker hält hervorragend im Sandgrund. Das Wasser ist hier nicht ganz so klar wie in der Anse Cochon, doch klar genug um den Anker in 6 Meter Tiefe liegen zu sehen. Ein sehr idyllisches Fischerdorf liegt vor uns… es ist sehr wenig los… nur wenige Boote fahren an uns vorbei… keine Boatboys und keine Touristen… herrlich.

Um 16:00 fahren wir mit dem Dinghi an Land und können unser Dinghi an einem großen Steg festmachen. Sofort wird uns von einem „schlitzohrigen“ Einheimischen Hilfe und Führung angeboten und eine kleine Steeldrum vorgeführt… natürlich will er dafür ein paar ECs haben… und ok, er bekommt sie weil der Empfang sehr originell war. Dann gehen wir auf eigene Erkundung und erfahren, dass es derzeit wegen Bau- und Renovierungsarbeiten leider keinen Fisch-Fryday gibt. Schade…  doch wir bekommen dennoch zwei lecker gekochte Red Snapper für jeweils 20 EC. Das ist sehr günstig… es gibt nur keine Möglichkeit sie an Land entspannt zu essen, da Tische und Stühle fehlen. Also nehmen wir sie mit an Bord und genießen sie im Cockpit beim Sonnenuntergang. 🙂

Am nächsten Tag geht es weiter zur Marigot Bay… es sind nur wenige Meilen und nach einer knappen Stunde sind wir schon da und ankern im nördlichen äußeren Bereich. Optisch ist es eine sehr schöne Ankerbucht… der innere und der südliche Bereich sind allerdings voller Muringbojen und der nördliche Bereich hat einen schlechten/steinigen Ankergrund. Nach zwei Anläufen schaffen wir es jedoch, dass unser Anker hält. Hier liegen wir sehr geschützt und nur drei weitere Schiffe liegen hier noch vor Anker… Das Bojenfeld ist völlig leer und es sieht schon etwas nach Nachsaison aus.

Im inneren Buchtbereich (einem Hurrican hole) ist allerdings noch reger Betrieb und es ist leider sehr touristisch. Ausflugsboote drehen mit johlenden Gästen ihre Runden und verursachen unangenehmen Schwell. Boatboys bieten zu deutlich überteuerten Preisen Obst und Souvenirs an… wir lehnen dankend und freundlich ab. Die Restaurants ringsum sind nur wenig besucht, was bei den überhöhten Preisen nicht weiter wundert. Wir finden jedoch eine sehr interessante Ecke, an der Einheimische am Samstagabend, bei lauter karibischer Musik, grillen und bekommen dort sehr lecker und günstig Chicken-Barbeque mit Piton-Beer zum Mitnehmen. Man muss also nur etwas suchen… dann findet man auch hier noch die richtigen Ecken. Das Essen genießen wir dann wieder entspannt beim Sonnenuntergang im Cockpit.

Auch die St. Lucia Rumdestillerie ist hier nicht weit weg, sh. unter: https://www.stluciadistillers.com/  Entweder in einer guten halben Stunde zu Fuß oder mit den hier ebenfalls deutlich überteuerten Taxis. Da Gerti auf Grenada schon genug Rumdestillen gesehen hat, gehe ich diesmal allein auf Erkundungstour und entscheide mich für den Fußweg. Es geht anfangs steil hinauf auf den Hügel, doch oben angekommen öffnet sich ein grandioser Ausblick auf die Bucht, die eingebettet zwischen grünen Hügeln und tropischen Bäumen, einen tollen Schutz bietet. Weiter geht es zur Hauptstraße und dort an Bananenplantagen und kleinen Obst-, Gemüse- und einem Grillstand vorbei bis zur Destille. Dabei treffe ich viele freundlich grüßende Menschen und finde es schön, zu Fuß unterwegs zu sein…

Bei der Rumdestille ist wenig los und ich bekomme eine Spezialführung mit ausführlicher Erklärung zur Geschichte und den teils hochprozentigen Produkten. Am Ende stehen an einer ca. 10 Meter langen Theke rund 20 Flaschen zur Verkostung vor mir… Wow… was für eine riesen Auswahl… von diversen Likören, über Rum für Cocktails… bis hin zu edlen Rumsorten mit der Bezeichnung „Admiral Rodney“… ich darf von allen probieren und die Bardame schenkt fleißig Proben in kleine „Plastik-Fingerhüte“ ein… Das meiste schmeckt sehr lecker und mit ein paar Bechern Wasser zwischendurch ist die Menge gut machbar… schafft allerdings eine sehr lockere und beschwingte Stimmung. J Ich kaufe zwei gute Flaschen für unsere Bordbar und mache mich beschwingt auf den Heimweg… fröhlich singend an den jetzt noch freundlicher winkenden Menschen vorbei… und überall liegt der süßliche Geruch von „Bob-Marley-Zigaretten“ in der Luft… 🙂

Kurz vorm Ziel, nehme ich den falschen Abzweig der Straße und lande an einem anderen Ende in der Marigot Bay…. hmm, ein Holzsteg führt bis nahe an die Stelle ran wo ich mein Beiboot liegen habe, doch das reicht nicht… davor ist der Weg durch Mangroven und Wasser unterbrochen… wie da also rüberkommen, um nicht wieder zurückgehen zu müssen? Scheint nicht möglich zu sein… doch da höre ich das Knattern eines Außenborders und ein älterer Fischer kommt mit seinem kleinen Holzboot heran. „Do you need a lift“ fragt er freundlich…. ja sehr gerne und ich freue mich über diese schöne Lösung meines Problems.

Es ist „John the Fisherman“, der mit seinem Holzboot „Come back“ gerade vom Fischen zurückkommt. Eine schöne Fügung… und er bietet mir auch noch Fisch zu sehr fairen Preisen an. Ich bekomme zwei frische Red Snapper für 25 EC$ und damit ist das Dinner für abends gesichert… yeahh… 🙂

Am nächsten Tag geht’s weiter zur Rodney Bay. 10:45 Anker auf… der Wind steht gut, ist aber dicht an der Küste sehr böig. Hoch am Wind geht’s nach Norden… in den Böen legt sich die LADY deutlich zu Seite und die Gischt spritzt über’s Deck und salzt uns wieder kräftig ein. Etwas weniger Segel wäre besser, doch es sind jedoch nur wenige Meilen und schon knapp 2 Stunden später fällt der Anker wieder… Wir sind in der Rodney Bay angekommen und ankern im südlichen Teil… in der Nähe zur Marina-Einfahrt. Die Marina ist mit dem Dinghi gut und schnell erreichbar… und hier vor Anker ist es sehr viel schöner und angenehmer als in der Marina…. und auch noch kostenlos… was will man mehr… 🙂

Sehr gut kann ich mich noch erinnern, wie ich das erste Mal im Dezember 2002 mitten in der Nacht mit der ARC hier ankam… wir wurden damals mit Rumpunsch begrüßt und waren begeistert. Die Marina hat sich verändert und ist größer geworden… der Flair von damals fehlt irgendwie… doch das mag auch den Rahmenbedingungen liegen… egal… wir freuen uns hier zu sein und erkunden die Umgebung.

Auf der nördlichen Seite der Marina liegt Gros Islet, mit dem ursprünglichen und typisch karibischen Insel-Flair… inzwischen etwas touristischer als damals aber immer noch einen Besuch wert. Die großen Streetpartys finden derzeit wegen Corona leider nur eingeschränkt statt (aktuell nur am letzten Freitag im Monat). Wir waren 2x an anderen Tagen da und bekamen trotzdem leckeres Essen und Drinks (den „Golden Apple“ können wir sehr empfehlen). Am Abend ist hier allerdings etwas Vorsicht vor abgelegenen Ecken geboten… und es ist auch ratsam von und zur Marina bei Dunkelheit ein Taxi oder den Bus zu nehmen. Wertsachen sollten hier möglichst nicht offen getragen werden, um keine unnötigen Begehrlichkeiten zu wecken, denn die Bevölkerung hier ist sehr arm ist.

Im Süden von der Marina liegen die neu entstandenen Einkaufs-Mall‘s mit allem was man braucht, inkl. Dinghi-Steg. Die Restaurants in der Marina sind ziemlich teuer und irgendwie nicht so einladend… dafür gibt es auf der anderen Straßenseite das Restaurant von „Chef Robby“… sehr originell gestaltet und sehr leckeres Essen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis… wir können es sehr empfehlen.

Am Ankerplatz treffen wir auch Gregory, einen Boatboy, der Obst und Gemüse verkauft, mit dem bisher originellsten Boot, das wie eine schwimmende Plantage aussieht… und das Obst von ihm ist sehr lecker und empfehlenswert.

Nach ein paar Tagen stoßen unsere Freunde von der NOVA wieder zu uns… wir bewegen uns hier lustigerweise auf gegensätzlichen Kursen, was an den unterschiedlichen Ankunftsorten in der Karibik liegt. Sie kamen mit der ARC in Grenada an und wir in Martinique… auf den jeweiligen Nord-Süd-Kursen haben wir uns schon ein paar Mal getroffen und jetzt wieder hier in der Rodney Bay. Sehr schön und wir verbringen ein paar schöne gemeinsame Tage… u.a. auch mit einer kleinen Wanderung im Nationalpark „Pidgeon Island“ was ein 17 ha großer Inselfelsen ist, der im Norden liegt und 1972 durch Aufschüttung mit dem Festland verbunden wurde. Die Besonderheiten hier sind die historischen bedeutsamen Reste des britischen Fort Rodney aus dem 18. Jahrhundert und ein sensationeller Rundum-Ausblick. Nach der schönen Wanderung besuchen wir gemeinsam das ganz in der Nähe gelegene kleine Strandrestaurant „The Thirsty Parrot“, was übersetzt „der durstige Papagei“ heißt. Das passt, denn durstig sind wir auch und es gibt dort auch leckeres Essen… ein prima Abschluss, bevor es zurück zur LADY BLUE geht.

Auf St. Lucia könnten wir es deutlich länger aushalten… die Insel hat uns bis jetzt insgesamt am besten gefallen… doch es naht ein günstiges Windfenster für das letzte Stück zurück nach Martinique und wir sind in Vorfreude auf unser Paket das dort schon seit knapp 2 Wochen liegt… also los!

Das Auschecken bei Zoll und Immigration erweist sich einmal mehr als „Besonderheit“… es darf nicht eher als 24 Stunden vorher ausgecheckt werden… und idealerweise sollte man das nicht am Wochenende tun, da dann 100 EC$ Sondergebühren anfallen. Das ist eine ziemlich doofe Regelung, zumal wir höflich schon am Freitag angefragt haben… wurden aber als „Dank“ für unsere Ehrlichkeit unfreundlich abgewiesen… na ja… wir lernen daraus! Hauptsache kein Ärger mit den Behörden und vor allem das gute Windfenster nutzen…

Sonntag, 10.04.22 / 09:00: Das Wetter ist gut… der Winddreher auf E bis ESE ist da und wir gehen Anker auf… Groß ins 2. Reff und diesmal auch die kleine GE etwas eingerefft… Es ist wieder böiger Wind angesagt… 14-22 Knoten… und diesmal soll es nicht wieder zu viel Lage geben. Nachdem wir die Nordspitze passiert haben, erwartet uns eine 2-3 Meter-Welle… die aber abnehmend ist… und wir laufen perfekt getrimmt teilweise bis 8 Knoten Speed genau auf Zielkurs… das heißt wieder 15-20° zusätzlich vorhalten… damit uns später die Strömung nicht zu stark versetzt…. Das passt perfekt und kurz vor 13:00 haben wir St. Anne erreicht. Der Anker fällt fast an der gleichen Stelle wie im Dezember…. Wir sind wieder zurück und werden von der Maupiti begrüßt, die hier schon vor Anker liegt… ein schöner Empfang… 🙂

Grenada… die grüne Gewürzinsel…

…ein weiterer kleiner und eigenständiger Staat in der bunten karibischen Inselwelt der kleinen Antillen. Er erstreckt sich von den südlichen Grenadinen bis hin zur Hauptinsel Grenada. Viele kleine Insel und ein „schlafender“ Unterwasservulkan gehören mit dazu. Und an Gewürzen scheint es hier alles zu geben, was man sich nur vorstellen kann… Nelken, Ingwer, Vanille, Zimt, Gelbwurz, Pfeffer und vor allem Muskatnüsse… Grenada ist weltweit auch der zweitgrößte Exporteur dieser intensiv riechenden Nüsse. Wir verwenden sie hauptsächlich auf dem Rumpunsch… 🙂

Unser erstes Ziel im Grenada-Archipel ist die Insel Carriacou, die zweitgrößte Insel von Grenada, mit einer sehr gut geschützten Ankerbucht… der Tyrell-Bay.

Dienstag, 08.02.2022 / 06:30 …wir stehen zusammen mit der Sonne auf… etwas früh, doch ganz nach dem Motto „ der frühe Vogel fängt den Fisch“. Es sind nur 8 Meilen nach Carriacou und wir wollen noch am Vormittag in Carriacou einklarieren. Um 08:30 rattert die Ankerkette langsam nach oben und der Anker löst sich aus dem gut haltenden Sandgrund und kommt problemlos hoch.

Ideale Wetterbedingungen, E 14-18 Knoten und wir lassen uns nur mit der großen Genua nach Süden ziehen… easy sailing… und schon um 10:20 fällt unser Anker im nördlichen Quarantäne-Gebiet der Tyrell-Bay, neben einem mit Pelikanen besetzten Fischerboot. Über Funk (VHF 16) erfahren wir, dass wir mit dem Dinghi direkt in die südlich gelegene Carriacou Marina zum Einchecken kommen können… also los bevor der Beamte in die Mittagspause geht.

Um 11:00 stehe ich vor einem kleinen grünen Häuschen, auf dem „Customs and Immigration“ steht. An der Tür steht „open“, doch der ganze Einklarierungsprozess läuft nur über einen Schlitz im Seitenfenster… Papiere, Pässe, etc… reiche ich durch und bekomme einen Stapel Formulare zum Ausfüllen (mit Durchschreibpapier!). Mein Hinweis, dass ich über „Sailclear“ bereits alles geschickt habe, hilft sehr… der Beamte nimmt seine Formulare zurück und verschwindet im hinteren Office-Teil… es dauert… nach einer Weile kommt er wieder und meint… das dauert noch länger und ich könne mich solange ins Restaurant nebenan setzten. Gute Idee… das kleine Restaurant „Las Iguanas“ direkt nebenan sieht sauber und einladend aus. Also nix wie hin und ein kühles Carib-Beer trinken… ja so lässt es sich aushalten und limen…

Ein Hämmern an der Scheibe vom Zollhäuschen beendet mein Liming… der Beamte winkt und ich soll zum Fenster kommen… ok, er reicht mir die schon ausgefüllten Papiere durch (soweit prima) und ich soll noch unterschreiben. Ahh…  kein Kugelschreiber dabei und es liegt auch keiner da. Auf die Frage ob er mir einen geben könnte, sieht er mich erstaunt an und sagt „es ist Corona ! …you must buy one“! Ups… das hatte ich so noch nicht erlebt… tja, letztlich hat die lächelnde Barfrau mir ausgeholfen und alles Weitere war dann easy und schnell erledigt.

Zurück zum Schiff, umgeankert ins offizielle Ankerfeld und der Rest des Tages ist frei… wir sind offiziell einklariert… yeahh…

Die nächsten Tage plätschern so dahin, schwimmen, Landausflüge, einkaufen, Wäsche waschen, kochen, Brot backen, Liming, etc… Es gibt einen Schiffsausrüster (Budget Marine) zwei mittelgroße Supermärkte mit allem was man braucht… und mehrere kleine Obststände und Imbissmöglichkeiten am Straßenrand. Alles ziemlich dörflich, ursprünglich und ruhig… bis auf die Musik, die insbesondere freitagnachts übers Wasser schallt. Hier gibt es scheinbar auch viele Langzeitlieger und ein großes Werftgelände mit riesigem Travellift, der bis 150 Tonnen hebt… wow… würde für uns also locker reichen… 🙂

Nach einer knappen Woche wollen wir noch kurz in den Norden von Carriacou… nach Sandy Island… nur wenige Meilen um die Westhuk und wir sind da. Sandy Island ist eine kleine unbewohnte Sandinsel mit Palmen drauf und glasklarem Wasser ringsum… sonst nichts… der Inbegriff einer karibischen Trauminsel und ein „Muss“ hinzufahren. Sie liegt in einem Marine Naturschutzgebiet… deshalb nehmen wir eine Boje für 30 EC$, die von Marine Rangers kassiert wird. Schnorcheln, baden… und im weißen feinen Sand spazieren gehen… sehr schön und absolut zu empfehlen… 🙂

Gegenüber liegt der Paradise Beach mit vielen urigen Strandrestaurants, incl. Shuttle-Service, falls man nicht selbst mit dem Dinghi fahren möchte. Hier könnten wir es eigentlich tagelang aushalten, doch wir wollen weiter nach Grenada…

Dienstag, 15.02.22: Um 09:00 machen wir an der Boje los… unser Ziel ist Saint George, die Hauptstadt von Grenada, die im Südwesten der Insel liegt. Der Wind ist günstig und wir lassen uns nur mit der großen Genua, bequem nach SW ziehen. Ein völlig entspannter Törn und schon nach rund 6 Stunden haben wir Saint George erreicht und im großen Bojenfeld davor festgemacht. Ein für NE-Winde gut geschützter Ankerplatz, mit tollem Blick auf die Stadt und das aus dem Jahr 1705 stammende Fort George. Direkt davor legen die dicken Kreuzfahrer an…

Unterwegs hatten wir schon Kontakt zur MariaNoa von Hannes und Brigitta, die nach ein paar Tagen Vorsprung schon hier sind und in der Marina liegen. Wir haben uns für den Abend dort spontan verabredet und düsen mit dem Dinghi quasi um die Ecke… alles gut und schnell erreichbar… und verbringen dort einen schönen gemeinsamen Abend… toll wenn man fast überall befreundete Segler trifft…

Den nächsten Tag machen wir eine ausgiebige Stadttour, mit Besichtigung vieler historischer Häuser, alten Kirchen, dem großen Marktplatz und insbesondere von Fort Georg, von dem es einen tollen Ausblick auf die ganze Stadt und den Hafen gibt. Die Einkaufsmöglichkeiten sind riesig… es gibt alles was man braucht und das geschäftige Treiben an der Hafenmeile beim Be-/Entladen der Schiffe ist faszinierend… da wird alles noch mit reiner Muskelkraft hin und her gewuchtet… Die Menschen sind alle megafreundlich, hilfsbereit und friedlich…

Nach diesem anstrengen Sightseeing-Marathon geht’s mit „Plattfüßen“ und vollen Einkaufstaschen zurück aufs Schiff und dann ist erstmal ein erfrischendes Bad und Liming angesagt …

Am nächsten Tag geht’s weiter an die Südküste von Grenada, und zwar als erstes in die True Blue Bay. Gerti hat noch einen großen Wellness-Gutschein vom True Blue Bay Resort Boutique Hotel… ein Geschenk von Emma und Dietmar von der Cesarina. Vielen Dank ihr beiden… Gerti hat es sehr genossen… und ich hab mir bei der Gelegenheit auch eine kleine Nacken-Schulter-Massage gegönnt… 🙂

Herrlich entspannt haben wir dort noch etwas gechillt…., was Leckeres gegessen und einen Sundowner genossen. Die Bucht ist bzgl. Schwell allerdings ziemlich unruhig, weshalb es am nächsten Tag schon weiter in die Woburn Bay geht… ein sehr guter Ankerplatz, zwischen Hog Island, der Benny Bay und der Le Phare Bleu Marina (mit gutem franz. Metzger). Beim Näherkommen, sehen wir sofort ein uns inzwischen gut bekanntes Schiff… die „Infant Terrible“ mit Sonja, Martial und Henriette. Das ist ja eine nette Überraschung… wir hatten sie noch etwas weiter östlich auf dem Schirm, weil ihr AIS hing, doch schön, dass wir uns auch so wieder gefunden haben. Wir freuen uns und verbringen ein schönes gemeinsames Treffen in der Phare Bleu Marina…

Die Enfant’s sind hier schon ein paar Wochen unterwegs und wir bekommen interessante Informationen zu diversen Einkaufsmöglichkeiten, Busverbindungen und Ausflugszielen. Spontan beschließen wir, am nächsten Tag mit dem Bus gemeinsam die „Seven Sisters“ zu besuchen. Sieben Wasserfälle, von denen insbesondere die beiden unteren spektakulär und sehenswert sind. Das Gelände ist etwas anspruchsvoll und für Gerti anstrengend, da sie seit einiger Zeit zunehmende Knieprobleme hat… doch sie schafft es tapfer und wir haben alle großen Spaß beim Baden unter dem Wasserfall… herrlich erfrischend und nur ganz wenig andere Leute zu sehen…

Die Busfahrten sind ein Abenteuer für sich… unglaublich wie viele Menschen auf engster Tuchfühlung in diese Kleinbusse reinpassen… bei ohrenbetäubender Musik geht es dann mit sehr rasantem Tempo über die schmalen Straßen und engen Kurven… bei jeder Kurve und evtl. Hindernis wird kräftig gehupt und auf dem Gaspedal geblieben… es sei denn am Straßenrand gibt wer ein Zeichen zum Mitfahren oder einer der Businsassen klopft laut an die Scheibe oder ans Dach… dann wird sofort angehalten, zum Ein- oder Aussteigen und die Fahrt mit wenigen EC$ bezahlt. Eine super Möglichkeit überall auf der Insel schnell und sehr günstig hinzukommen.

Auf diese Weise besuchen wir noch viele weitere interessante Orte und Sehenswürdigkeiten auf der Insel, wie z.B. die beiden Rumdestillen „Clarkes Court“ und „Westerhall“, die ebenfalls sehenswerten „Mount Carmel-Wasserfälle“ (einfaches Gelände), die Stadt „Greenville“ mit einem tollen Markt,  „Gouyave mit großer Muskatnuss-Verarbeitung (leider wegen Corona ohne Führung und ohne Fish-Friday).

Wir nutzen viele Angebote für Barbeque‘s, Musikabende (u.a. bei Nimrods) und diverse Happy Hours und gutes Essen in den umliegenden Restaurants. Am besten gefiel uns das Restaurant in der Whisper Cove Marina und die Anlage von Le Phare Bleu.

Das interessanteste Barbeque findet jeden Sonntag in der Hog-Bay bei Roger’s Beach Bar statt. Diese kleine Bay ist eng mit Schiffen voll und hat einen ganz eigenen Charme, wo jeder jeden kennt und sich gegenseitig gute Informationen gibt. Hier treffen wir auch Hannes und Brigitta von der MariaNoa wieder… sind gemeinsam beim Barbeque und lernen bei ihnen an Bord ein neues Kartenspiel.

Die Tage und Wochen vergehen wie im Flug… jeden Morgen gibt es auf VHF-Kanal 66 die neusten Informationen, was wo gerade ansteht und welcher Bus wo hin fährt… jeder der will, kann sich da mit einklinken und ist gerne willkommen… eine ganz tolle Community und es gibt viele Yachten hier, die schon viele Jahre hier Leben und immer noch begeistert sind.

Uns gefällt es hier zwar auch sehr gut, doch eine Sache ist für uns sehr störend… obwohl das Wasser auf den ersten Blick türkisblau und klar aussieht, ist es das nicht wirklich. Die Buchten im Süden sind so trüb, das man weniger als einen halben Meter sieht… angeblich alles nur Sedimente, die mit den Flüssen eingespült werden, doch zum Schnorcheln nicht geeignet… sehr schade!

Wie geht es nun weiter…? Für uns steht schon seit langem fest, dass wir dieses Jahr noch in der Karibik bleiben und deshalb nicht gleich von Grenada aus nach Westen wollen. Daher haben wir uns schon rechtzeitig um einen guten Platz für die Hurrikansaison gekümmert. Nachdem die Bootsversicherungen alle Gebiete zwischen den Breitengraden 10° N und 37° N ausschließen, bleibt im Süden nicht mehr viel… genauer gesagt fast nichts, denn Venezuela scheidet aus politischen und kriminellen Gründen aus und nach Norden in die USA wollen wir noch nicht. Wo also im Süden hingehen… welche Tipps gibt es… wo liefen bisher die Hurrikan-Zugbahnen und welche Gebiete sind auch ohne Versicherungsschutz ziemlich sicher und haben eine gute Logistik…? Viele Tipps haben wir von allen Seiten bekommen, für Grenada, Trinidad, die ABC-Inseln und Kolumbien. Letztlich haben wir uns für Curacao entschieden und dort von Mitte Juli bis Ende September einen Platz an Land gebucht. Genug Zeit für Reparaturen und neuem Antifouling und auch Zeit für einen kurzen Heimflug, um die Familie zu besuchen…

Soweit so gut… doch noch etwas gibt es für uns zu berücksichtigen… Gerti’s Knieprobleme! …sie haben leider zugenommen und ohne ärztliche Behandlung kann das so nicht weiter gehen… sie wird also schon im Mai zurückfliegen und wir hoffen, dass ihr Arzt in Deutschland sie bis zum Herbst wieder fit bekommt. Tja, das drückt etwas auf die sonst gute Stimmung, doch wir machen das Beste draus. Mit Blick nach Europa, gibt es derzeit ja noch deutlich Schlimmeres… und im Vergleich dazu geht es uns hier sehr gut.

Nach mehreren Wochen Grenada beschließen wir bald wieder nordwärts zu segeln, um noch ein paar schöne andere Orte zu sehen (u.a. St. Lucia) und weil die Flugverbindungen von Martinique nach Deutschland die besten sind.

Jetzt braucht es nur noch ein gutes Wetterfenster, um mit dem passenden Wind nach Norden zu kommen. E-SE wäre super und bis es soweit ist, verholen wir uns noch zwei Buchten weiter in die Prickley Bay. Das ist hier im Süden die bekannteste Bay, mit sehr vielen Schiffen an Bojen und vor Anker… man mag es oder eben nicht… egal, wir wollen uns das zumindest ansehen, zumal dort auch Budget Marine ist, wo wir zollfrei unser Antifouling bestellt haben.

Dienstag, 08.03.22:  Wir wollen Anker auf gehen… doch was ist das…? die Kette kommt völlig zugewachsen hoch….. iiihhh…. nein, so kommt sie hier nicht in den Ankerkasten. Also ist kräftiges Schrubben angesagt… und zum Glück waren nur die oberen 10 Meter, wo die Kette im freien Wasser hing, zugewachsen. Immerhin dauert das fast eine Stunde, bis sie einigermaßen sauber und oben ist… ächz… geschafft. Inzwischen ist es 12:15 und wir verlassen unseren Liegeplatz.

Es dauert nur eine gute Stunde, bis wir die Prickley Bay erreichen und fahren durch das dichte Anker- und Bojenfeld. Wir haben Glück und finden tief in der Bucht einen gut geschützten Platz und der Anker fasst auf 4 Meter Tiefe sofort. Hier liegen wir genau zwischen zwei Marinas und haben kurze Wege mit dem Dinghi zu diversen Restaurants und Bars… am schönsten und originellsten finden wir das One Love, die Sand Bar und die West Indies Beer Company (mit selbstgebrautem sehr leckeren Bier…) und überall natürlich auch sehr leckerem Essen.

Baden ist hier auch ok, doch die Sichtweite unter Wasser ist genauso grauenvoll wie in der anderen Bucht. Na ja, aber dafür ist sonst alles ok… wir haben auch eine gute Busanbindung nach St. George und zur sehr schönen aber touristischen Grand Anse Beach… und unseren zollfreien Einkauf bei Budget Marine (inkl. speziellem Antifouling für Alurümpfe) machen wir auch noch…

Die Tage vergehen… das Wetter ist sehr wechselhaft… immer wieder Starkwind aus NE mit kräftigen Böen und mehrmals kurze Regenschauer am Tag und in der Nacht… Luken auf… Luken zu… das nervt etwas… aber dazwischen wird es schnell wieder schön und die Sonne lacht uns zu… das genießen wir dann umso mehr…. vor allem, weil es hier schön warm ist. 🙂

Das Wetter ist dennoch merkwürdig, es sollte doch jetzt die Trockenzeit und eigentlich beste Karibikzeit sein… doch das Wetter hat sich verändert. Als ich Jimmy Cornell im Januar 2020 auf der letzten Bootsmesse vor Corona traf, sagte er mir schon damals… vergiss meine alten Bücher… das stimmt vom Wetter her nicht mehr… es hat sich alles verändert… da hat er wohl leider Recht… wir merken es hier ganz deutlich… und auch andere Segler bestätigen es… Wetterstörungen sind keine Ausnahmen mehr, sondern scheinbar die Regel…

Auch den Spruch vom TO-Stützpunktleiter Bert Frisch aus Cuxhaven habe ich noch im Ohr… „ein geduldiger Skipper hat immer guten Wind“… nun ja mein lieber Bert die Geduld ist gerade etwas strapaziert… doch letztlich stimmt es… das Wetterfenster naht…

Montag, 21.03.22… der Wind dreht auf ENE bis E… 15-20 Knoten… das Wetter-Angebot nehmen wir und gehen Anker auf… mal wieder kurz bevor die Kette zuwächst. Langsam gleitet LADY BLUE an den vielen Bojenliegern in der Prickley Bay vorbei und hinaus aufs offene Meer… um die vorgelagerte Untiefe rum und dann steuerbord nach Westen. Der Motor dreht auf Marschfahrt hoch… doch was ist das??? …nur knapp 4 Knoten Speed (FdW)… das kann doch nicht sein!!!  Mist…, da scheint die Schraube und das U-schiff wohl doch schlimmer zugewachsen zu sein, als in dem trüben Wasser erkennbar war. So kommen wir nicht weit… das muss zuerst gereinigt werden! Ein guter Ankerplatz mit klarerem Wasser muss her! Den gibt’s auf der Westküste von Grenada… da bietet sich das Bojenfeld vor St. George an… oder nach einem Blick in die Seekarte die Grand Mal Bay…. ja genau und noch besser, die nehmen wir. Die Grand Mal Bay liegt nördlich von St. George und ist besser geschützt und hat wahrscheinlich auch klareres Wasser…

Wir runden das SW-Kap von Grenada und quälen uns langsam nach Norden zum ausgewählten Ankerplatz… um 11:30 fällt der Anker und wir liegen gut geschützt in der Grand Mal Bay. Flossen, Brille, Schnorchel an und ab ins Wasser… platsch… ja hier ist die Sicht wieder einigermaßen klar und der Bewuchs am U-schiff und der Schraube wird deutlich sichtbar. Kein Wunder, das wir zur Schnecke geworden sind… arghh, das bedeutet viel Arbeit. Mit Schnorcheln allein ist das nicht zu schaffen… der Freediver muss helfen… also raus mit dem ganzen Equipment… alles vorbereiten, inkl. großen Schaber… rein in die Klamotten und wieder ab ins Wasser. Die Batterie vom Freediver hält max. 45 Minuten und muss für die tieferen Bereiche vom Rumpf genutzt werden… obenrum und die Schraube mit Schnorcheln. Akkordarbeit mit Lungentraining… das haut rein… ächz, die Kondition war schon mal besser. Der Schaber funktioniert super und für die Schraube nutze ich meine Kettenhandschuhe… Nach knapp 1,5 Stunde ist es geschafft… der gröbste Dreck ist weg und die Schraube wieder blitzblank… und ich ziemlich platt. Jetzt erst mal eine ausgiebige Pause und ein kühles Bier… ahhh, herrlich… mehr mache ich heute bestimmt nicht. 🙂

Dienstag, 22.03.22: Der Wind steht noch günstig, also um 07:45 Anker auf und wieder Kurs Nord… wir sind gespannt, ob sich die Arbeit gelohnt hat.  Yeahh… fast 2 Knoten mehr bei gleicher Drehzahl. Na also, wieder alles prima… 

Dicht an der Westküste geht es unter Motor nach Norden, dann Segel gesetzt und hoch an den Wind. Es läuft so lala…, wir können den Kurs auf die Tyrell Bay von Carriacou nicht ganz halten und so muss für die letzten Meilen der Motor wieder helfen…. Aber das ist für die kurze Strecke ok… und um 14:00 fällt der Anker in der Tyrell Bay… dem besten Ausgangspunkt, inkl. ausklarieren und PCR-Test für unseren Weg zurück nach Norden. Aber das kleine Wetterfenster ist zu… der Wind hat auf NE gedreht und wieder deutlich zugenommen. Die Böen fegen auch hier über die Bucht und so haben wir noch etwas Zeit unser nächstes Fenster, inkl. PCR-Test und auschecken in Ruhe zu planen. Auch Diesel tanken wollen wir hier noch, da wir nach dem Auschecken steuerfrei tanken dürfen. Obwohl im Tank nur knapp 200 Liter fehlen, lohnt das auf alle Fälle.

Durch Zufall lernen wir die Crew von einem weiteren deutschen Schiff kennen… die „Katinka“ mit Gaby und Ralf. Die beiden haben hier die letzten 3 Monate ihr Schiff neu lackiert und sind auf ihrem geplanten Kurs um die Welt… (sh. www.glenswelt.com) sehr spannend und wir verbringen einen schönen gemeinsamen Abend an Bord der LADY BLUE.

Das nächste Wetterfenster naht schon in wenigen Tagen und scheint noch besser als das Erste… yeahh…, das wollen wir nehmen und hoffen, dass es klappt… 🙂

Inseln im Wind…

…das sind in der Karibik die kleinen Antillen die eigentlich „Inseln über dem Wind“ heißen… was auf den dort vorherrschenden Nordost-Passatwind zurückzuführen ist. Sie sind in Nord („Leeward Islands“) und Süd („Windward Islands“) unterteilt und im südlichen Teil (Martinique bis Grenada) sind wir seit Mitte Dezember unterwegs… ein Traumrevier, doch getreu dem Namen immer Wind (15-25 Knoten), überwiegend aus Nordost…

Mit dem Segelmacher aus Bequia haben wir für den 26.01.22 einen Termin ausgemacht und wollen nun von der Chatham Bay in Union Island zurück nach Bequia. Das bedeutet also, fast genau gegen den Wind und Strömung…. es sei denn man wartet auf einen der wenigen Winddreher auf Ost bis Südost. Es sind nur 25 Seemeilen, was wir gegen den Wind zur Not auch mit Motor schaffen würden, doch besser wäre natürlich mit dem passenden Wind zu segeln.

Die Tage vergehen… wir warten in unserer Traumbucht ab und überbrücken die Zeit mit kleinen Arbeiten am Schiff und Liming…

Und dann kommt er, der Winddreher… zwei Tage vor unserem Termin in Bequia ist Ostwind mit max. 15 Knoten angesagt. Besser kann man es kaum treffen.

Montag, 24.01.22 / 09:30 Anker auf… er hatte sich tief eingegraben… kommt aber gut wieder frei und hoch. Wir verlassen unsere tolle Bucht und setzen Segel… endlich wieder Vollzeug und hart an den Wind… yeahh…, wir können Bequia trotz ungünstiger Strömung gerade so anliegen… das passt ja wie verrückt… und wird bei angenehmer Welle ein schöner und kurzer Törn. Um 15:15 fällt unser Anker schon wieder, und zwar vor dem Princess Margaret Beach in Bequia…

Avell von Grenadines-Sails hält sich an seinen Termin… das ist super und ich hole ihn mit dem Dingi ab. Wir stimmen die optimale Befestigung am Bimini für die zusätzlichen Solarpanele ab… er zeichnet alles an und dann geht’s mit Segel und Bimini zurück in seine Werkstatt. Am gleichen Tag noch sind alle Arbeiten bestens erledigt und der Preis ist auch ok. Klare Empfehlung für alle, die in der Karibik einen guten und zuverlässigen Segelmacher suchen.

Da es hier sehr schön ist, bleiben wir noch ein paar Tage, bummeln durch die kleine Stadt, kaufen frisches Obst und Gemüse ein und genießen das Flair der Bucht und den Blick auf kommende und gehende Yachten. Es bleibt nicht lange aus, dass wir auch hier wieder bekannte Schiffe treffen… u.a. die NOVA mit unseren Freunden lassen ihren Anker neben uns fallen und wir verbringen ein paar schöne gemeinsame Tage. Auch ein paar uns inzwischen bekannte ARC+ Schiffe laufen ein…, u.a. die Escapade, die Dulcinea und die Papaki… alle mit sehr netten Crews… und auch eine neue deutsche Crew lernen wir hier kennen, Judith und Peter von der „SY Fanta Sea“.  Sie sind auch im Juli in der Ostsee (Fehmarn) gestartet, doch wir haben uns bisher nicht getroffen… aber irgendwann und irgendwo ist’s soweit… 🙂

Wir machen gemeinsam mit einem Pickup-Taxi für 8 Personen eine schöne Insel-Rundtour, u.a. mit Besuch einer Schildkröten-Aufzuchtfarm, einem kleinen Fischerdorf an der Ostküste und besuchen anschließend nochmal Mac’s Pizza-Kitchen… dort gibt’s die besten Pizza weit und breit…. 🙂  Am nächsten Abend verabschieden wir uns bei reichlich Rumpunsch von unseren Freunden von den NOVA…. Sie wollen weiter nordwärts und wir wieder südwärts Richtung Grenada… mal sehn wo wir uns wieder treffen… 🙂

Donnerstag, 03.02.22 / 10:00 Anker auf… und nur mit der großen Genua lassen wir uns ganz gemütlich bei 17-19 Knoten raumen Wind nach SW ziehen… zurück nach Union Island, und zwar diesmal nach Clifton, wo wir ausklarieren wollen. Wir nehmen die Passage zwischen Mayreau und Union Island und erreichen die Einfahrt von Clifton im Süden von Union Island kurz nach 15:00 Uhr. Viele Schiffe liegen hier… überall Bojen zum Festmachen, ein großes Riff mit Untiefen in der Mitte und nur wenig freien Raum zum Ankern. Vorsichtig fahren wir durchs dichte Anker-/Bojenfeld… und wer ist denn da…? Die Thetis von Stefan und Ellen liegt hier… kann das sein…? Jaaa… und schon hallt ein Ruf zur Begrüßung herüber. Wir sind überrascht und freuen uns… denn wir haben uns seit Frankreich nicht mehr gesehen. Das ist ja toll… sie sind erst vor 2 Tagen über den Atlantik hier angekommen und was wir zu viel an Wind auf dem Atlantik hatten… war bei ihnen zu wenig… verrücktes Wetter !

Und noch ein deutsches Schiff treffen wir hier erstmals, und zwar die SY Mizar von Peter, der überwiegend allein mit seinem Schiff unterwegs ist und in Portugal nach einem Orca-Angriff sein Ruderblatt verloren hat. Toll, dass er es trotz aufwändiger Reparatur noch in dieser Saison in die Karibik geschafft hat. Gemeinsam machen wir eine schöne Wandertour über die Insel… zu einem der bisher tollsten Strände an der Ostküste der Insel… und natürlich auch ein Sundowner-Treffen auf Happy-Island… ein kleiner Felsen auf dem nur ein Haus mit einer großen Bar und drei Palmen stehen… mit sensationell leckeren Cocktails und Blick auf den Sonnenuntergang… fast zu kitschig schön… aber wahr ! 

Nach wenigen Tagen trennen sich unsere Wege wieder… Thetis und Mizar gehen nach Norden und wir checken aus Richtung Grenada. Der PCR-Test für die Einreise in Grenada kostet hier „nur“ 60 US$ pro Person (Bequia verlangt zwischen 144 und 180 US$ !!!) und ist hier ein einfacher „Nasenpopel-test“… naja… das Testen scheint hier inzwischen ein neues Geschäftsmodell zu sein. Doch das aus- und einchecken über Sailclear macht zumindest dieses Ablauf sehr einfach und der Migration-Officer wünscht uns eine gute weitere Reise und das wir gerne bald wieder kommen sollen…

Montag, 07.02.22 / 10:30: Wir verlassen unseren unruhigen Ankerplatz in Clifton, um ein kleines Stückchen weiter im Süden hinter Frigate-Island in Sichtweite zu Ashton zu ankern. Hier ist es sehr viel schöner und ruhiger als in Clifton. Am nächsten Tag geht’s weiter nach Süden… Richtung Grenada…

Anmerkung zur Ukraine:
Auch wenn wir weit weg von Europa sind… haben wir dennoch mitbekommen, welche schrecklichen Kriegsdramen gerade in der Ukraine ablaufen. Wir sind schockiert und können nicht verstehen was da abgeht. Unsere Gedanken sind oft bei den Ukrainern… wir erklären uns mit ihnen solidarisch und wir hoffen, dass dieser sinnlose Krieg bald ein Ende hat.

Vom Float-Magazin, das auf unserer Seite auch verlinkt ist, haben wir den Segler-Spendenaufruf übernommen, bei dem wir auch gespendet haben. Wer das auch tun möchte, sh. folgender Link: Liste der wichtigsten Hilfsorganisationen  

Atlantiküberquerung & Karibikfeeling…

Warum hat es bis zum neuen Blogartikel so lange gedauert???   …kein Zeitdruck, keine Verpflichtungen und endlich in der Karibik angekommen… wunderbar… ein schönes neues Lebensgefühl. Nach dem Aufstehen erst mal eine Runde im klaren türkisfarbenen 28° warmen Wasser schwimmen, danach gemütlich frühstücken und dann mal sehn was der Tag so bringt… oder was wir vielleicht machen können oder wollen… ganz zwanglos… easy living… einfach herrlich… und abends bei einem leckeren Rumpunsch dem Sonnenuntergang zuschauen… 🙂 …das nennt sich hier „Liming“ 🙂

Ganz so war und ist es für uns natürlich nicht, denn wer mit einem Schiff unterwegs ist, hat eigentlich immer was zu tun… die Todo-Liste ist lang und fast jeden Tag kommt was dazu. Also sollte man dran bleiben und auch immer wieder ein paar Punkte von der Liste abarbeiten… z.B. die unterwegs angesetzten Entenmuscheln vom Rumpf abschaben…

Zum Glück ist auf unserer LADY bei der Überfahrt nur wenig kaputt gegangen… der Beschlag von einem der beiden Spibäume ist gebrochen und das Ruderblatt vom Windpiloten hat sich erneut gelockert (die Reparatur von den Kapverden hat nicht gehalten!). Beides konnten wir in Martinique reparieren und es ist jetzt deutlich besser als zuvor. Die Schweißarbeiten dazu hat in Le Marin die deutsche Firma „Inoxalu“ erledigt… (ist dort auch TO-Stützpunkt)… hervorragende Arbeit zum fairen Preis!

Und auch sonst gibt es in Martinique fast alles was man braucht… nur nicht alles an einer Stelle. Es war also diverse Recherche und Laufarbeit angesagt… was bei den warmen Temperaturen alles etwas langsamer geht… und Proviant musste auch wieder aufgestockt werden. So einfach wie in Deutschland, mit dem Auto zum Supermarkt… das geht vom Schiff aus nicht, doch hatten wir in Le Marin das Glück, dass es drei große Supermärkte gibt, wovon der „Leader Price“ sogar einen Dinghi-Steg hat… da kann man direkt mit dem Einkaufswagen hinrollen… Das war toll und wir haben mehrmals kräftig gebunkert… schweißtreibend… doch die Möglichkeit zum Baden ist ja nicht weit… und dann natürlich wieder etwas Liming… denn es soll ja nicht zu viel auf einmal werden… 🙂

Von unserem Freund Sigmar haben wir uns kurz vor Weihnachten verabschiedet und ihn mit Mietwagen zum Flughafen gebracht. Es war eine sehr schöne Zeit mit ihm an Bord und wir waren froh, dass er bei der Überfahrt mit dabei war und uns tatkräftig und zuverlässig unterstützt hat. Drei gemeinsame Atlantiküberquerungen liegen nun hinter uns und jede Überfahrt war anders und hatte ihre eigenen Herausforderungen. Servus Sigmar und komm gut nach Hause…

Die letzte Überquerung war deutlich anstrengender als erwartet und Gerti hielt immer Ausschau nach den von mir versprochenen ruhigen, langen und gleichmäßigen Atlantikwellen… tja… das hat Neptun diesmal leider ganz anders gemixt! Insbesondere in der ersten Woche viel Wind mit heftigen Squalls bis über 40 Knoten, Regenschauern und eine unangenehme zweite Welle von der Seite… gleichzeitig hatten wir die ersten Tage alle mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen und Gerti hatte zudem einen sehr unangenehmen Sturz unter Deck zu verkraften… sie flog von der Pantry rückwärts in die Mittelkabine gegen eine Koje… das sah böse aus, doch zum Glück „nur“ starke Prellungen mit großen blauen Flecken. Sie hat das sehr tapfer weggesteckt… Respekt! Die Akrobatik beim Kochen und Schlafen war gratis mit dabei und teilweise zirkusreif… da wurden Muskel gefordert, die wir gar nicht mehr kannten… so haben wir uns zwischendurch schon ein paarmal gefragt… warum tun wir uns das eigentlich an…?

Nun… die zweite Woche zeigte uns, dass es auf dem Atlantik auch schöne Segeltage gibt und die beste Antwort gab uns der Anblick von Martinique und das tolle Gefühl, als unser Anker nach über 2.000 Seemeilen am 11.12.2021 vor St. Anne ins türkisfarbene Wasser fiel. Platsch…. geschafft… yeaaahhh…. Wassertemperatur 28°… ausgiebig schwimmen und endlich wieder ein kühles Bier genießen… das war herrlich und ließ die Strapazen der letzten Tage schnell abfallen. So kann‘s jetzt weitergehen und dass haben wir uns jetzt auch verdient. Ein ganz anderes Zeitgefühl stellt sich langsam ein… und was wir heute nicht erledigen können, machen wir eben morgen…

Ein Ausflug mit dem Mietwagen über die Insel… das bringt eine schöne Abwechslung … und wir machen lange Touren über die Insel. Herrliche Buchten auf der Westküste (u.a. die Anse d’Arlet) und ein sensationell tropischer Norden. Wir haben den botanischen Garten „Jardin de Balata“ besucht und waren begeistert von der Vielfalt der tropischen Pflanzen und Bäume, inkl. einem tollen Hochseilgarten…

Der Verkehr auf Martinique ist allerdings gruselig… trotz gut ausgebautem Straßennetz gibt es viele Staus (insbesondere im Umkreis von Fort de France). Mit Klimaanlage und ohne Zeitdruck jedoch kein Problem… doch nach ein paar Tagen reicht uns das und wir geben den Wagen gerne wieder ab und gehen zurück aufs Wasser…

Wie geht es nun weiter…??? …viele Fragen sind zu klären… Welche Corona-Regeln sind zu beachten… hier und auf den anderen Inseln… bekommen wir hier eine Corona-Booster-Impfung… brauchen wir PCR-Tests… wo bekommen wir die und welche zusätzlichen Kosten fallen an… ? Der bürokratische Aufwand hat sich durch Corona im Vergleich zu früher scheinbar verdoppelt. Doch zu unserem großen Erstaunen bekamen wir die Booster-Impfung sehr einfach und quasi im Vorbeigehen. Als wir beim „Centre Hospitalier du Marin“ danach fragten, waren wir ruckzuck in der Warteschlange… ein Formular ausgefüllt und eine Stunde später kostenlos geimpft… wow, sehr lobenswert.

Unser nächstes Ziel ist Bequia, was zu St. Vincent & the Grenadines gehört. Dort soll das karibische Flair noch ausgeprägter sein als hier im europäisch angehauchten Martinique… und wir wollen gerne vor Silvester dort sein. Aber wir brauchen vorher einen PCR-Test und müssen uns über mehrere Online-Anmeldehindernisse durchkämpfen. Das ist alles sehr undurchsichtig und zeitraubend.

Unsere Freunde von der Maupiti ankern neben uns und haben das gleiche Ziel… und wir tauschen uns zu den Möglichkeiten aus… das hilft… Wir bekommen den PCR-Test nach eMail-Anmeldung direkt in der Marina Le Marin und er kostet hier nur 50 €. Das Ergebnis wird per Mail am nächsten Tag zugestellt und muss im Vorfeld nach Bequia weitergeleitet werden. Überhaupt ist die Anmeldung für St. Vincenz & the Grenadines sehr aufwändig und nervend… 1x Anmeldung über Sailclear, dann Anmeldung über SVG-Arrival (inkl. Upload von Ausweispapieren, Impfzertifikaten und PCR-Tests) und dann noch ein weiteres offizielles Online-Formular zum Ausfüllen. Obendrein bekommen wir noch die Empfehlung einen Agenten einzuschalten, weil es dann vor Ort schneller und zuverlässiger geht… Das haben wir nicht gemacht, weil wir es einfach so ausprobieren wollten…

29.12.2021 / 17:30: Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir Anker auf, navigieren durch die verwinkelte Ausfahrt von Le Marin (links und rechts Sandbänke) und segeln in die untergehende Sonne…

Es wird eine ruhige Überfahrt… vorbei an St. Lucia und St. Vincent und am nächsten Vormittag fällt unser Anker in der großen Bucht von Bequia. Eine herrliche Insel mit dichter grüner Vegetation und buntem tropischen Flair. So stellt man sich die Karibik vor… wunderbar, also nur noch „schnell“ einklarieren, damit wir uns offiziell frei bewegen können.

Wir wissen dass wir ein Health-Ticket von SVG-Arrival benötigen, um beim Zoll und Migration einklarieren zu können… doch keine Ahnung wo dieses ominöse SVG-Arrival-Büro zu finden ist… also gleich zum Zoll und Migration… wird schon klappen und vielleicht ist SVG-Arrival da auch untergebracht. Weit gefehlt!!! Wir werden vom Zoll etwas unhöflich abgewiesen und aufgefordert erst unser Health-Ticket zu besorgen (obwohl wir später erfahren haben, das dies wahrscheinlich schon im PC hinterlegt war!). Ok, aber wo und wie…. Auf diese Frage wird mir erklärt zurück an Bord zu fahren und von dort über VHF Kanal 67 SVG-Arrival anzufunken…. Waaas?… das ist ja komisch…. Ok, gesagt… getan. Ich funke also von Bord… und erhalte tatsächlich Antwort wo ich mit dem Dinghi hinkommen soll… auf die andere Seite der Bucht… hmm, ok also dahin, um vor Ort festzustellen, dass da gar nicht SVG-Arrival sitzt, sondern Agent Daffodil…. Und da hocken auch noch etwas frustriert mehrere andere Segler rum, die alle wie ich auf der Suche nach dem Health-Ticket sind…

An der Stelle erinnere ich mich an den erhalten Hinweis, bzgl. Agent… ok, da scheint also mehr dran zu sein und wie sich später noch rausstellt, ist hier Daffodil tatsächlich die beste Adresse, um alles schnell und unkompliziert zu lösen. Ich lasse mich drauf ein und habe 2 Stunden später unser Health-Ticket in der Hand (für 85 US$). Damit war es dann ein Klacks beim Zoll und Migration einzuklarieren, was nochmal 27 US$ kostete. Geschafft und jetzt erst mal wieder Liming und Schwimmen gehen…

Die Maupiti folgt uns und erreicht Bequia am nächsten Tag… sie haben alles gleich über Daffodil laufen lassen und ihr Ticket wartete schon auf sie… so einfach kann’s gehen… Inzwischen lachen wir drüber und feiern zusammen mit der Maupiti und der Big Bubble ins neue Jahr hinein… Auch ein neues Erlebnis für uns, da wir Silvester noch nie in tropischen Gefilden verbracht haben. Schön war auch, dass wir hier unsere Freunde von der Cesarina wieder getroffen haben, die uns gleich mit leckerem Banana-Bread verwöhnten…

In den nächsten Wochen besuchen wir neben Bequia auch die Tobago Cays, Mayreau und Union Island. Alles ganz tolle und wunderbare Inseln mit vielen netten Menschen und bunten Häusern…, jedoch mit zum Teil unruhigen Ankerplätzen, weil wir durchgehend viel Wind und Schwell hatten. Türkisfarbenes und warmes Bade-Wasser, schwimmen, schnorcheln, tauchen, leckere Barbeques und schöne Landausflüge lassen die Tage und Wochen wie im Flug vergehen… und wir lassen uns treiben, denn wir haben uns an das „neue Tempo“ inzwischen gewöhnt…

Insbesondere die Chatham Bay auf Union Island hat es uns angetan… außer 3-4 kleinen „Restaurants“ gibt es nur ein paar Fischer, ein paar freundliche Boatboys und drum rum nur hohe Berge, die dicht und leuchtend grün bewachsen sind… Schildkröten und Rochen schwimmen täglich vorbei und es gibt auffallend viele Pelikane. Das sind total coole Vögel… sehn aus wie kleine Flugsaurier und stürzen sich pausenlos wie ein Pfeil ins Meer um oft erfolgreich Fische zu fangen…. total faszinierend zuzusehen…

Und hier treffen wir auch endlich wieder unsere Freunde von der NOVA, die wir zuletzt auf den Kapverden trafen. Sie sind mit ARC+ über den Atlantik gekommen und fahren jetzt nordwärts… Es ist immer wieder schön unterwegs bekannte Schiffe und Freunde zu treffen… die Welt scheint dabei doch ganz klein… 🙂

Inzwischen haben wir uns entschieden, diese Saison in der Karibik zu bleiben… zu unsicher ist aktuell die Corona-Lage im Pazifik und es gibt hier auch noch so viel zu entdecken, das dafür eine Saison gar nicht ausreicht… Das bedeutet allerdings, dass wir uns noch einen guten Ort für die Hurrican-Saison aussuchen müssen… und das ist nicht einfach. Unsere Versicherung bei Pantaenius schließt alle Orte nördlich des 10 Breitengrades bzgl. evtl. Hurrican-Schäden aus… und damit fast die ganze Karibik. Das ist zwar doof, doch es gibt ein paar Orte wo es relativ sicher ist… dazu später mehr.

Jetzt wollen wir erst mal wieder zurück nach Bequia, weil dort ein sehr guter Segelmacher sitzt, der den Auftrag bekommen hat, stabile Haltelaschen an unserem Bimini für unsere zusätzlichen Solarpanele anzunähen und auch den UV-Schutz an unser kleinen Genua wollen wir nachnähen lassen… …und Bequia gefällt uns sehr gut und ist immer wieder einen Besuch wert…

Weihnachtsgrüße aus der Karibik…

Geschafft… wir sind in der Karibik angekommen… rund 2.200 Seemeilen in knapp 14 Tagen. Für Gerti die 1. Atlantiküberquerung und für Sigmar und mich die 3. Überfahrt. Etwas unruhiger als erwartet… mit viel Wind, Böen über 40 Knoten und teilweise seitlichen Wellen… aber unsere LADY BLUE hat uns sicher über den Teich gebracht.

Es geht uns gut und wir genießen es vor Anker bei Le Marin im Süden von Martinique zu sein. Beste Versorgungsmöglichkeiten, alles etwas langsamer und karibisches Flair…. Hier werden wir noch ein paar Tage bleiben und dann mal sehn wie’s weitergeht…

Mit unserem Blog sind wir leider etwas im Verzug… doch zumindest wollen wir euch jetzt erst mal sonnige Weihnachtsgrüße aus der Karibik senden und wünschen euch allen schöne Weihnachten und das ihr alle gesund bleibt…

Frohe Weihnachten   –   Merry Christmas   –   Joyeux Noël   –   Feliz Navidad 

Kapverden… da wo die Butter schmilzt…

Bis einen Tag vor der Abfahrt waren wir unsicher welche Windprognose für uns passender ist… haben Ratschläge von Seglern eingeholt, die das Gebiet kennen und nun steht die Entscheidung an. Die ARC+ startet am Sonntag den 08.11. mit einer Starkwindprognose von Böen bis zu 36 Knoten…  das wollen wir nicht… einen Tag später ist zwar immer noch Starkwind angesagt, doch bereits deutlich abnehmend… dafür aber zum Ende der Strecke höchstwahrscheinlich Flaute… Wir entscheiden uns für die 2. Möglichkeit, zumal die weiteren Prognosen auch keine stabilen Windverhältnisse vorhersagen…

 Montag, 09.11.21 / 11:00 Uhr: Motor an, Leinen los… die Wassertanks sind voll und wir verholen noch an den Welcome-Pier um auch den Dieseltank noch voll zu machen. Diesel ist hier mit 1,24 € je Liter günstig und von guter Marinequalität (ohne Biozusatz). Das klappt gut und auch die Benzinkanister für den Außenborder werden gefüllt. Das Marina-Personal ist dabei sehr freundlich und hilfsbereit…

Um 12:00 legen wir endgültig ab… lassen uns vor der Marina noch ca 30 Minuten treiben, um im ruhigen Wasser unsere beiden Spibäume auszubaumen… bei raumen bis achterlichen Winden werden wir sie brauchen. Die Spibäume sind mit Topnant, Vor- und Achterholer so fixiert, dass sie sich auch ohne Segel nicht mehr bewegen können. Das erleichtert das weitere Handling enorm und reduziert die Gefahr von „Unfällen“ bei Starkwind. Wir haben 24-26 Knoten Wind mit einer 2 Meter-Welle vor uns… und Düseneffekte zwischen den Inseln… also wird erstmal nur eine Genua gesetzt und dann schauen wie’s läuft…

Es läuft prima… Radazul verschwindet schnell achteraus… einzelne Böen gehen bis knapp über 30 Knoten, doch überwiegend pendelt der Wind zwischen 24-28 Knoten aus NE. Das lässt sich prima und schnell segeln… vorbei an der schroffen Ost-Küste Teneriffas… mit Blick auf die tolle Berglandschaft…

Um 15:00 passieren wir Punta de los Roquetes und setzen kurz darauf auch die zweite Genua… jetzt rauscht es mit 8-9 Knoten Speed dahin… das ist super, auch wenn es durch die Wellen ziemlich geigt…

Und dann sehen wir ihn doch noch…. den Teide… der mit seinen 3.718 Metern Höhe den höchsten Gipfel Spaniens hat. Ein toller Anblick und auch ein schöner Abschied von Teneriffa.

Unser Kurs geht weiter mit 220 Grad… in die Richtung wo einem Sprichwort nach die Butter schmilzt… Der Wind bleibt stark und pendelt jetzt zwischen 26 und 30 Knoten… etwas mehr wie angesagt… Wellen bis ca. 3 Meter… doch es läuft sehr gut und in Spitzen erreichen wir eine Geschwindigkeit von über 10 Knoten… das ist für unsere schwere Lady sensationell und mehr sollte jetzt aber auch nicht mehr werden, denn das ist bereits deutlich über der Rumpfgeschwindigkeit. Zum Glück gibt’s hier auf See keine Blitzer und Strafzettel für zu schnelles fahren… 😉

Mit rauschender Fahrt geht es nach dem Abendessen in die erste Nacht. Gerti übernimmt die erste Wache und dann kehrt Ruhe ein auf der Lady… nur noch der Wind und das Rauschen der Wellen ist zu hören… und natürlich die typischen Schiffsgeräusche die dazugehören… irgendwas knackt, knarzt und klackt immer leise vor sich hin… normale und vertraute Geräusche die die Musik zum Einschlafen sind…

10.11.21/00:30… die ersten 12 Stunden sind rum und wir haben sagenhafte 97 Seemeilen im Kielwasser… das ist unglaublich und unser bisheriger Rekord auf der Lady… Der Wind hat inzwischen so wie vorhergesagt nachgelassen und auch die See ist etwas ruhiger geworden… die Tendenz stimmt. Besonders gut schlafen können wir in der ersten Nacht allerdings nicht… die Schiffsbewegungen geigen doch ganz ordentlich und wir müssen uns nach den ruhigen Marinawochen erst wieder daran gewöhnen.

06:00 morgens… der Wind hat deutlich nachgelassen… nur noch 15-20 Knoten… damit lässt sich prima und ruhig segeln… so kann’s gerne weiter gehen… Nach 24 Stunden steht ein Etmal von rund 180 Seemeilen, soviel wie noch nie… wir sind begeistert. 🙂

Das Bordleben pendelt sich langsam ein… wechselnde Wachen, Wetterberichte, Segeltrimm, lesen, kochen, essen, usw… Gerti hat toll vorgekocht, so dass wir das Essen überwiegend nur aufwärmen brauchen. Das vereinfacht gerade an den ersten Tagen das Bordleben deutlich. 🙂

Mittwoch 06:00: Wir haben mit 289 Seemeilen ca. 1/3 der Strecke geschafft… das fühlt sich schon ganz gut an. Der Wind lässt weiter nach… jetzt nur 11-15 Knoten… läuft aber immer noch ganz gut, nur die Etmale sinken natürlich deutlich. Die Wellen sind jetzt unter 2 Meter und die Bewegungen werden angenehm bis entspannt. Die Blicke gehen über die weite See… reichen bis zum ringsum freien Horizont… und es gibt nur Wasser und teils bizarre Wolkenbilder… kein Schiff weit und breit, auch nicht auf dem AIS oder dem Radar… wir sind quasi allein auf See… herrlich… 🙂 Nachts leuchten die Sterne und der zunehmende Halbmond wirft sein silbrig glitzerndes Licht aufs Wasser… fast gespenstisch aber schön und friedlich… 🙂

Ganz allein sind wir aber doch nicht… denn da ist was an Bord geflogen… Gerti deutet aufs Achterschiff und dann sehe ich ihn auch… der erste fliegende Fisch muss hier nachts unbemerkt gelandet sein… und liegt nun verendet seitlich auf dem Achterdeck… dumm gelaufen für den Kleinen…

Donnerstag 06:25: HALBZEIT !!! 430 Seemeilen liegen im Kielwasser und das fühlt sich richtig gut an. Der Wind lässt allerdings im Laufe des Tages weiter nach und wir werden immer langsamer… 9-14 Knoten Wind und die Geschwindigkeit sinkt unter 5 Knoten… Für die kommende Nacht soll es noch deutlich weniger werden und motoren wollen wir noch nicht… also darf uns unser Parasail wieder helfen. Am Nachmittag holen wir die beiden Genuas und die Bäume ein und setzen das Parasail. Sofort geht die Speed wieder auf über 6 Knoten hoch und die Bewegungen des Schiffes werden dabei auch noch deutlich ruhiger. Wir scheinen übers Wasser zu schweben. Einzig schade ist, dass unser Windpilot nicht die Kraft hat unser Parasail auszusteuern… was völlig klar ist, da der scheinbare Wind teilweise unter 5 Knoten sinkt. Also muss der Autopilot wieder übernehmen, was allerdings den Stromverbrauch deutlich erhöht. Das können wir mit Solar auf Dauer nicht ausgleichen und die Windmühlen bringen bei achterlichem Wind nichts… doch noch haben wir genügend Power in den Batterien… also weiter so…

Samstag 00:00/Mitternacht: Der Wind sinkt auf 5-7 Knoten und dreht so ungünstig, das wir das Parasail bergen müssen. Wir haben es nur mit 2 Leinen und Tacker gefahren und so können wir es nicht schiften… schade, doch was soll’s… der Wind ist ohnehin fast weg und nachts wollen wir keine unnötigen Segelmanöver machen. Schnell gleitet der Bergeschlauch übers Segel und schnell ist es so fixiert, das wir mit Motor weiterfahren können…den Batterien tut‘s auch gut. Wir haben jetzt 669 Seemeilen gesegelt und lt. Plotter noch 205 zum Ziel. Das ist mit Blick auf die angesagte Flaute schon ganz gut…. doch laut neuestem Wetterbericht soll der Wind bald wieder etwas zunehmen…

Nach dem Frühstück haben wir wieder 8-10 Knoten Wind, genau von achtern. Prima… also wieder hoch mit dem Parasail und Motor aus. Jetzt fahren wir es frei fliegend an 4 Leinen… dabei tanzt es leider etwas unruhig hin und her, doch das bekommen wir nach eine Weile probieren gut in den Griff, indem wir die beiden achteren Leinen über zwei Snatch-Blöcke mittschiffs umleiten…  Ja, so passt es… jetzt steht es prima und das Ergebnis ist Klasse… bei 8-9 Knoten wahrem Wind, noch 5-6 Knoten Speed… wow… und vielleicht schaffen wir den Rest ja tatsächlich auch noch unter Segeln… das wäre super.

Sonntag, 14.11.21: Der Wind pendelt zwischen 6-10 Knoten… und so können wir tatsächlich auch die letzte Nacht vor Ankunft noch durchsegeln. Es läuft prima und dann sehen wir es im Morgenlicht… LAND… der alte Ruf ertönt… „Land in Sicht“ …es ist 09:30 und ein herrliches Gefühl diese für uns bis jetzt längste Strecke fast geschafft zu haben. Wir freuen uns und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass uns die härteste Prüfung noch bevorsteht.

Vor uns tauchen die ersten ARC-Schiffe auf, die alle auch das gleiche Ziel haben und die wir scheinbar eingeholt haben oder die vielleicht auch einen Tag später losgefahren sind. Egal… wir sind fast da und das Land kommt immer näher. Bizarre Bergrücken… Sao Vicente auf der linken Seite und Santo Antao auf der rechten Seite. Da gibt es bestimmt wieder Düseneffekte und Gerti hat Sorge, dass es zu viel werden könnte. Wir haben aber weiter nur 8-10 Knoten Wind und selbst wenn der sich in der Düse verdoppelt, sollte es kein Problem sein das Parasail zu bergen. Bei 20 Knoten haben wir es schon eingeholt und das ging gut… also warum jetzt nicht auch… ein Fehler, wie sich noch zeigen wird…

Die Düse zwischen den Inseln setzt langsam ein… 12-16 Knoten Wind… in Böen bis 20 Knoten… wir rauschen mit über 8 Speed dem Ziel entgegen und bereiten uns aufs Bergen vor. Bergeleine bereit machen und klar absprechen, welche Schot schnell gefiert werden muss, damit der Druck zum Bergen weg ist. Zur Sicherheit setzten wir auch unsere Headsets auf, um eine bessere Verständigung vom Bug ins Cockpit zu haben. Also dann…

Gerti wirft die Leeschot los, der Druck im Segel lässt nach und ich ziehe an der Bergeleine. Der Druck lässt spürbar nach und der Trichter vom Bergeschlauch rutscht problemlos bis zum Schirm… dieser ist schon halb im Sack… und dann ist plötzlich Ende… es geht nichts mehr weiter… der Bergeschlauch lässt sich nicht weiter nach unten ziehen… ufff… ich schaue verdutzt nach oben überlege kurz, ob ich an der richtigen Leine ziehe…. aber ja, sonst wäre das Segel ja nicht schon zu einem Drittel im Sack… aber warum geht es nicht weiter? Ich ziehe wie verrückt an der Bergeleine… nichts!!! Ist der Druck etwa noch zu hoch… ??? Ich öffne die zweite Leeschot auf dem Vorschiff… doch im Ergebnis das Gleiche… es geht nichts! Noch ein Blick nach oben… woran zum Teufel kann das liegen…. und dann sehe ich es… die dünne Bergeleine, die im Bergeschlauch zur Umlenkrolle in einer Segelkausch wieder nach oben geht hat sich an der obersten Saling an einem kleinen Haken verfangen, der dort angebracht ist, um Fallen bei Nichtgebrauch vom Klappern am Mast abzuhalten. Eigentlich eine gute Sache, doch wer hat dabei schon daran gedacht, dass sich ein Bergeschlauch durch eine Schwingung ausgerechnet an der Stelle einfädelt, wo die Bergeleine durchgeht… die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering und kommt wahrscheinlich in 1000 Manövern max. 1x vor. Egal… jetzt ist es passiert und verflixt ich habe keine Ahnung, wie ich die Leine da oben unter diesem Druck wieder frei bekommen soll. Nun rächt sich auch das späte bergen, denn bei weniger Wind wäre das vielleicht noch machbar gewesen… jetzt wird’s schwierig. Inzwischen sind wir in der Bucht vor Mindelo angekommen… ankernde Schiffe und dahinter Strand und Felsenküste… Wir treiben mit hoher Geschwindigkeit in diese Richtung und bekommen den verflixten Bergeschlauch nicht runter… mir wird ganz heiß. Zum Glück können wir uns über unser Headset verständigen und bleiben ruhig… auch wenn zur Panik nicht mehr viel fehlt. Wir öffnen das Spifall, damit alles im Wasser landen soll… nur weg mit dem verdammten Druck… das Spifall ist lose, doch es ändert nichts, da die dünne Bergeleine oben festhängt und dagegen zieht… Wir zerren gemeinsam am Segel und merken wie uns die Kräfte ausgehen… haben keine Chance das Segel so runter zu bekommen… Der Lärm des schlagenden Segels schmerzt in der Seele, die Schiffe und die Küste kommen immer näher und es wird flacher… es ist zum Verrückt werden. Ein letzter Versuch mit einer neuen Idee… wir müssen das Schiff mit Motor drehen, um das Segel ins Rigg fliegen lassen… so beiliegen und dann irgendwie runterreißen… Leinen im Wasser… ja auch noch… mit viel Mühe und mit Glück vom schlagenden Segel nicht über Bord gerissen zu werden gelingt es mir, die Leinen aus dem Wasser zu ziehen… Gerti gibt auf Kommando Gas und die Lady dreht sich… wir gewinnen wieder etwas Raum… das Segel hängt im Rigg… ein Schothorn noch freiknüpfen und dann ziehen wir mit letzten Kräften… es reißt!!!… endlich geht der Druck weg und es gelingt uns den unteren Teil des Segels über die Mitschiffsluke unter Deck zu ziehen… der obere Teil flattert noch im Rigg, doch dann hat sich die Bergeleine am „Killerhaken“ endlich durchgescheuert und reißt ab…. der ganze Rest kommt jetzt schlagartig nach unten und wir packen schnell alles weg. Eine Stunde Kampf liegt hinter uns und wir sind fix und fertig, doch wir haben uns wie durch ein Wunder nicht ernsthaft verletzt. Sehr viel Glück gehabt… bei dem Wuhling hätte einer von uns auch über Bord gehen können… gar nicht auszudenken was dann gewesen wäre… Das war bis jetzt unsere härteste Prüfung… und mit Abstand die gefährlichste…

Völlig zerknirscht fahren wir zum Ankerplatz… nur Wenige haben dieses Spektakel mitbekommen… drehen eine Runde durch das relativ dichte Ankerfeld und bekommen von der hier vor Anker liegenden „Enfant Terrible“ einen guten Tipp wo wir gut ankern können und wo besser nicht. Gerne nehmen wir den Tipp an und der Anker fällt hinter einem halb versunkenen Frachter… gräbt sich sofort ein und hält. Wir sind erleichtert und halten uns erst mal ein paar Minuten in den Armen. Dann ein kühles Bier, um wieder richtig zu uns zu kommen… ahh das tut gut. Sowas Verrücktes haben wir noch nicht erlebt und wer hätte damit gerechnet. Die Haken an den Salingen müssen unbedingt weg und künftig verspreche ich, bereits bei weniger Wind zu bergen.

Wir packen das Segel unter Deck in den Sack und sehen die diversen Risse… es ist sehr fraglich ob das hier ein Segelmacher wieder hinbekommt… wir werden sehen. Erst mal sind wir da, hatten eine tolle und schnelle Überfahrt (874 Seemeilen in rund 6Tagen), sind bis auf ein paar Schrammen und schmerzende Muskeln unverletzt… also nur Sachschaden… egal wie ärgerlich… wird schon wieder gut werden…

Die ARC+Flotte liegt im Hafen und wir freuen uns endlich Barbara und Stefan von der NOVA zu treffen und auch Emma und Dietmar von der Cesarina wieder zu sehen. Im Hafen herrscht geschäftiges Treiben… wie in einem Bienenstock… man muss das mögen, dann ist es toll. 😉

Bei so einem Schiffsaufgebot gibt es natürlich auch Segelmacher, die hier viel Arbeit haben… und das ist eine gute Chance für unseren Parasail… vielleicht ist er noch zu retten. Wir treffen den Hafenkapitän Tuga, der auch der Segelmacher vor Ort ist und ein ganzes Team hinter sich hat. Er nimmt unser Segel an und will nächste Woche Bescheid geben, ob eine Reparatur möglich ist.

Die Zwischenzeit nutzen wir mit ausgiebigen Stadtbummeln, kleinen Einkäufen auf den Märkten und den zahlreichen Supermärkten und kleinen Restaurants mit leckerem Essen (u.a. dem kapverdischen Nationalgericht „Cachupa“). Auch eine 7 GB-SimCard für 10 € bekommen wir hier, um wieder online zu sein (mit der SimCard von Zuhause ist hier Schluss… die wäre viel zu teuer).

Der Ort ist sichtbar afrikanisch geprägt… die Leute sind arm, aber sehr freundlich und hilfsbereit. Doch Vorsicht ist hier auf alle Fälle geboten und man sollte nach Einbruch der Dunkelheit auch nicht in abgelegenen Straßen bummeln… Wir verschließen nachts auch Luken und Niedergang, da in der gleichen Bucht ein Schiff nachts, bei schlafender Crew, ausgeraubt wurde…

Am nächsten Tag kommt ein Fischer längsseits und bietet uns frischen Fisch und Hummer an. Einen 6 Kg Thunfisch nimmt er vor unseren Augen aus und wir bekommen zu einem günstigen Preis die Filetstücke… das reicht uns voraussichtlich die ganze Woche… sehr lecker… 🙂

Die Tage verrennen wie im Flug… und ein paar kleine Arbeiten am Schiff stehen auch an… ein bisschen Zeit braucht auch unseren Blog… Es bleibt trotzdem ausreichend Zeit zum Baden und mit dem Beiboot zum Hafen zu pendeln… Und neben uns geht ein ganz tolles Schiff vor Anker… die klassische 54-Meter lange Mega-Yacht „Chronos“… ein sehr schöner Anblick.

Freitag 19.11.21: Die ARC+Flotte verlässt den Hafen und nimmt Kurs auf die Karibik. Die Windprognosen sind nicht optimal aber machbar… Wir freuen uns, dass es hier jetzt ruhiger wird und wir bald Besuch von unserem Freund Sigmar bekommen.

Am nächsten Tag besuchen wir unseren Segelmacher und sind gespannt, ob er unser Parasegel reparieren konnte. Er sagt ja…!!! …allerdings soll es jetzt wie ein „Frankensteinsegel“ aussehen. Ok, die Optik ist nicht so wichtig, Hauptsache es ist wieder einsatzklar. Wir freuen uns riesig und wuchten den großen Sack wieder an Bord… das nächste Abenteuer damit kann beginnen… und die „Killer-Haken“ an den Salingen sind inzwischen abmontiert… 🙂

Teneriffa… und seine urige Natur…

Teneriffa ist eine der kanarischen Inseln auf der wir noch nie waren… also ist das Ziel klar… da müssen wir hin. Nur wohin dort? Der Süden ist sehr touristisch und damit für uns weniger attraktiv, doch der Norden soll sehr schön sein, insbesondere das Anaga-Gebirge… und natürlich der Teide in der Insel-Mitte.

Nachdem es nur wenige gute Ankerplätze gibt und wir dort länger bleiben wollen, waren wir seit Tagen auf der Suche nach einem Liegeplatz in einer Marina…. doch wir bekamen nur Absagen… alles voll… also werden wir es auf gut Glück versuchen und notfalls eben ankern…

21.10.21 kurz vorm Ablegen bekommen wir über Navily völlig überraschend doch noch eine Zusage für einen Liegeplatz ab 22.10.21 in Radazul. Das passt prima und ist eine wundersame Fügung… so soll es also sein und wir nehmen sofort an.

10:45 Ablegen… noch kurz längsseits am Welcome-Steg um Stromadapter und Duschkarte abzugeben, dann raus aus der Marina und vor der Marina noch ein kurzer Badestopp. Der Anker fällt um 11:30  und wir hüpfen ins 24° warme Wasser… herrlich. Bei der Gelegenheit noch das Unterwasserschiff inspizieren und die Logge freimachen …in der haben sich zwei kleine Seepocken eingenistet. Sonst ist das Unterwasserschiff, bis auf ein paar grüne Algenfäden frei von Bewuchs. Das ist super und war uns vom letzten Jahr in der Ostsee ganz anders in Erinnerung. Scheinbar wirkt das neue Antifouling besser…

12:50 Anker auf und Groß ins 2. Reff gesetzt. Bei raumem Wind sollte das i.V.m. der kleinen Genua gut zum angesagten Wind passen. Nach ein paar Minuten schauen wir verdutzt auf den Windanzeiger und den Kompass. Irgendwas läuft hier falsch!!!  Kurs West…. das stimmt… aber Wind aus SW…!? …das passt absolut nicht zu unserem Wetterbericht und so können wir auf direktem Kurs nicht segeln. Also erstmal unter Motor weiter und abwarten was passiert… Es kann ja wohl nicht sein, das sich drei Wetterberichte derart täuschen… grübelgrübel… Wie war das gleich mit den tückischen Windeffekten auf den Kanaren??? Düseneffekte…. ja aber hier und nicht so, das ist was anderes… Windturbulenzen auf der Insel-Leeseite..? vielleicht… also mal sehn wie es wird, wenn wir das Kap im SW der Insel passieren. Das Kap kommt in Sicht und langsam näher… mit gutem Abstand können wir bereits um die Ecke sehen. Ja, da sieht das Wasser anders aus… es ist dunkler und hat teilweise kleine Schaumkronen… da kommt gleich richtig Wind an… wir sind gespannt. Der Windanzeiger wird unruhig… dreht sich zweimal und dann kommen innerhalb 5 Minuten die vollen 20 Knoten aus NE an… genau wie angesagt. Hey super. Raus mit der kleinen Genua und Motor aus… hat da etwa wer gezweifelt…? 😉 Unsere LADY legt sich zur Seite und nimmt kräftig Fahrt auf… yeaah… so läuft‘s teilweise über 8 Knoten Speed… mal sehn wie lange das so anhält.

Es läuft lange gut, doch ab ca. 03:00 raumt der Wind immer mehr und lässt nach… also anluven damit die Genua weiter stehen bleibt. Schade, wir kommen vom Kurs ab… und steuerbord voraus fahren wir genau auf das einzige Segelboot zu, das hier weit und breit rumsegelt. Wie eng es doch manchmal auf dem riesigen Meer sein kann. Dem anderen Schiff geht es allerdings jedoch genauso wie uns und so segeln wir eine Weile mit ca. einer Meile Abstand parallel dahin. Dann dreht der Wind gegen 04:00 wieder auf seine alte Richtung zurück und frischt auf 20-22 Knoten auf. Prima, also nur eine kleine Störung… Zielkurs liegt wieder an und es rauscht weiter schnell dahin… so macht es Spaß.

Der Morgen graut langsam und am Horizont kommen die Lichter von Radazul in Sicht… das war eine schnelle Überfahrt…. 138 Seemeilen in knapp 20 Stunden… Prima gelaufen.

Um 08:40 bergen wir die Segel vor der Hafeneinfahrt und staunen, weil es hier kurz vorm Hafen noch über 100 Meter tief ist. Radazul liegt an einer hohen Steilküste und so setzt sich das auch unter Wasser fort. Ankern wäre hier in diesem Gebiet unmöglich gewesen. Kurz nach der schmalen Hafeneinfahrt machen am Welcome-Ponton fest und checken im Marina-Office ein. Wir bekommen einen schönen Platz am Kopf der zweiten Pier und verholen dahin. Das Personal ist sehr hilfsbereit und freundlich, nimmt die Leinen an und wartet bis wir gut fest sind. Ein toller Service, den wir von vielen Marinas in der Ostsee nicht kennen.

Jetzt erstmal frühstücken und dann unsere Freunde informieren, die hier gerade Urlaub machen. Stefanie, Dirk und Pia sind eine Woche auf der Insel und haben uns ein paar Ersatzteile mitgebracht… wunderbar… vielen Dank ihr Lieben… 🙂 Am späten Nachmittag stehen sie auf dem Steg und wir freuen uns riesig sie begrüßen zu können. Es wird ein langer Abend und ich versacke mit Dirk mal wieder bis tief in die Nacht im Cockpit… wie in alten Zeiten… 🙂

Am nächsten Tag heißt es schon wieder Abschied nehmen… und wir erkunden mal etwas näher unseren Ort. Radazul ist ein sehr kleiner und ruhiger Ort, an einem steilen Berghang. Vor der Marina stehen Hochhäuser, die parallel an der senkrecht hochsteigenden Bergwand genial integriert sind. Vom Dach aus kann man direkt auf die nächste Serpentinenstraße rausgehen kann… allerdings nur für diejenigen die dort wohnen. Uns bleibt nur der Weg über die teilweise sehr steilen Serpentinenstraßen nach oben, wo auch ein großer Supermarkt (SuperDino) ist. Alles ist aber auch gut mit dem Bus erreichbar, der direkt vor dem Hafen hält.

Und einen kleinen Strand zum Schwimmen und Schnorcheln gibt es auch…. 24° und mit glasklarem Wasser… zwei Tauchbasen gibt es auch hier und einen schönen Wanderweg zur Nachbarbucht… Na, da haben wir es doch ganz gut getroffen, zumal der Weg nach Santa Cruz, der Insel-Hauptstadt, mit dem Bus nur ca. 7 Kilometer entfernt ist.

Montag, 25.10.21… um 11:15 nehmen wir den Bus nach Santa Cruz und freuen uns, dort Antje und Ingo von der Amazone wieder zu treffen. Die beiden kennen sich inzwischen in Santa Cruz bestens aus und wir bekommen eine kleine Führung durch die wirklich sehr schöne Stadt… viele Bäume und Parks mit Blumen, Kräutern und diversen kulturellen Denkmälern… schöner als erwartet und absolut zu empfehlen… zumal man hier natürlich auch überall lecker Essen kann… Ein ganz besonderes Highlight mit tollem Ambiente ist hier der Marktplatz „Mercado de Nuestra Senora de Africa“… auch der Name ist interessant und verrät in welche Richtung wir uns bewegen… 🙂

Unsere Versuche einen Mietwagen zu organisieren scheitern diesmal allerdings… es ist alles ausgebucht und selbst unser Reisebüro in Deutschland kann uns nur einen extrem überteuerten Wagen anbieten… 534,- € für drei Tage… völlig verrückt, nein danke… das ist uns entschieden zu viel… also werden wir mal sehn was wir mit dem Bus so alles machen können…

Und auch am Schiff stehen ein paar Arbeiten an, die uns noch ein paar Tage beschäftigen werden… u.a. fordern die zahlreichen Edelstahl-Teile an Bord etwas Pflege. Sie haben an vielen Stellen leichten Flugrost angesetzt… unglaublich wie aggressiv die salzige Seeluft ist. Da ist also Arbeit angesagt, die wir nicht länger schieben wollen. Mit Oxalsäure (2 EL auf 1 Liter Wasser) ätzen wir den Rost weg… danach alles gut abspülen… und am nächsten Tag wird mit Autosol alles aufpoliert. Ganz schön anstrengend bei den warmen Temperaturen… doch das Ergebnis ist fantastisch… es glänzt und blitzt alles wieder wie neu… das soll jetzt aber hoffentlich mindestens wieder ein Jahr halten… wir werden sehen… 🙂 Zum Schluss noch ein Rigg-Check mit herrlichem Blick von oben…

Die Ausflüge mit dem Bus halten sich in Grenzen, obwohl die Verbindungen ganz gut sind. Die Reisezeiten können sich aber über diverse Umwege, Umsteigen und Wartezeiten ganz schön aufsummieren… und es gibt nicht nur Verspätungen, sondern es kann auch passieren, dass die Busse mal deutlich zu früh kommen und dann zu früh weiterfahren. Einen Besuch des eigentlichen Insel-Highlights, dem „Nationalpark El Teide“ mit seinem Gipfel von 3.718 Metern, lassen wir daher vorerst ausfallen… Vulkanlandschaften haben wir auf Lanzarote ja auch schon genug gesehen… Tipp: Für Busfahrten ist die Moovit-App zu empfehlen, mit der wir gut klar kamen.

Die ehemalige Hauptstadt von Teneriffa „La Laguna“  gehört seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist für uns von Santa Cruz aus gut mit der Straßenbahn erreichbar. Gemeinsam mit Antje und Ingo machen wir dort einen schönen Stadtbummel. Der Ort hat viel Charme und zahlreiche sehr gut erhaltene historische Häuser aus dem 17. Und 18. Jahrhundert prägen das Stadtbild.

Und da wir hier im Norden sind, dann machen wir auch einen Wander-Ausflug ins Anaga-Gebirge. Es ist einer der schönsten Ecken auf Teneriffa und bekannt für seine guten Wanderrouten durch urwaldähnliche Vegetation und mit guten Ausblicken aufs Meer und den Teide. Hier braucht man warme Kleidung und gute Schuhe (in der Höhe ist es deutlich kälter als an der Küste). Wir wählen nur eine der leichten Routen, haben aber leider kein gutes Wetter erwischt. Entgegen den Vorhersagen nieselt es ab und zu leicht, hat nur 13°  und die Aussicht ist teilweise diesig eingeschränkt. Es ist trotzdem sehr schön, auch wenn sich der Teide hinter Wolken versteckt hält. Und immerhin bekommen wir  einen schönen Ausblick auf die Küste und können am Horizont die Rauchsäule des derzeit aktiven Vulkans auf La Palma sehen. Beeindruckend. Der Rückweg dauert etwas länger, da wir 1,5 Stunden auf den Bus warten müssen… doch das überbrücken wir mit leckeren Tapas und mit einer heißen Suppe im Restaurant neben der Bushaltestelle. Das tut gut, da uns inzwischen doch etwas kühl geworden ist…. Und umso mehr genießen wir am Abend wieder die Wärme am Meer… 🙂

Unsere weitere Reiseplanung geht von hier aus über die Kapverden in die Karibik. Dafür heißt es jetzt noch mal richtig bunkern, bevor wir Europa verlassen. Wir werden zwar auch auf den Kapverden noch vieles bekommen, doch manches wohl nicht mehr oder nur deutlich teurer. Mit Trolly, Rucksäcken und Taschen schaffen wir es auch ohne Mietwagen unseren Einkauf für die nächsten Wochen zu besorgen. Es ist hier am Berg zwar schwieriger (der SuperDino ist weit oben), doch mit dem Bus als Unterstützung klappt es ganz gut…

Inzwischen haben wir den 05.11.21 und wollen bald in Richtung Kapverden aufbrechen, da wir dort am 22.11.21 zwei Freunde erwarten, die uns über den Atlantik begleiten werden. Unser Zeitplan ist darauf abgestimmt, nach der ARC+ (startet am 07.11.21) abzulegen, doch nun sehen wir mit etwas Sorge auf die Windprognosen. Es passt nicht so richtig, zumindest nicht durchgängig für 5-7 Tage… das wäre die Zeit die wir für den Weg zu den Kapverden einplanen müssen… Die Windrichtung passt, doch der Wind soll nächste Woche stark nachlassen und dann soll ein großes Flautenloch zwischen den Kanaren und den Kapverden entstehen… hmm, das ist sehr ungünstig und das Beste wäre noch zu warten, denn hier kommt bestimmt bald wieder guter Segelwind, so wie man das um diese Jahreszeit auch erwarten darf…. und so eine langen Strecke sollte primär gesegelt werden. Der eingeplante Puffer von einer Woche könnte jetzt schnell weg sein… hmm, das könnte eng werden… mal sehn wie sich das weiter entwickelt… drückt uns die Daumen für baldigen guten Wind… 😉

Kurs 220°… Richtung Kanaren…

Montag 04.10.21 …um 06:05 klingelt der Wecker… es ist noch dunkel… trotzdem raus aus der Koje, denn der neue Wetterbericht soll Gewissheit geben, ob wir heute zu den Kanaren auslaufen.

Viele Kleinigkeiten sind auch noch zu tun, Seewasserfilter säubern, Tagestank füllen, Bilge kontrollieren, Kühlschrank auffüllen, Kühlschrankabwasser leeren, Staufächer und Backskisten gegen Klappern und rumrutschen sichern und ausstopfen… usw…

Der Wetterbericht ist da und wir haben die Qual der Wahl… entweder heute starten und die erste Nacht in Böen bis 27 Knoten mit 2,5 Meter Welle haben oder am Dienstag starten, mit weniger Wind und weniger Welle… hmm … beiden Varianten gemeinsam ist das große Flautenloch am Anfang des Törns… das ist doof… doch irgendwie scheint es auch in den nächsten Tagen an der Küste vor Faro am Vormittag immer große Flautenlöcher zu geben… Nach einigem hin und her entscheiden wir gemeinsam, heute wie geplant soll es weiter gehen Richtung Kanaren, zur Insel La Graciosa…

Mit uns fährt auch die SY Cavalou los, ein 16 Meter langer Alu-Oneoff, der für die Arktis gebaut wurde (Heimathaven BVI’s). Ihr Skipper Henry hat uns am Vorabend sein Routing von seinem Meteologen gegeben… sieht ähnlich aus, wie unser Bericht von Wetterwelt…

Um 09:45 gehen wir Anker auf, fahren noch bei der Cavalou vorbei und wünschen einen schönen Törn. Dann geht’s weiter Richtung Lagunenausfahrt. Heute haben wir seit 08:00 auflaufendes Wasser, also gegen die Strömung raus. Etwas Vorsicht ist dabei wegen der Strömung und Eddis geboten, doch es klappt mit nur 1-1,5 Gegenströmung ganz gut und wir sind um 10:15 draußen…

Kein Wind und kaum Welle… also weiter motoren und die Bäume für den angesagten raumen Wind schon mal setzten… das geht ganz gut und schnell, da wir am Vorabend dafür schon alles vorbereitet haben… Nun sehen wir aus wie ein Krabbenkutter ohne Netze… so tuckern wir weiter dem endlosen Horizont entgegen…

Ein paar letzte Telefonate und Nachrichten noch übers Handy, dann ist das Mobilfunknetz weg… Jetzt haben wir nur noch unsere neue Funkanlage und das Kurzwellen-Netz und seit heute sind wir auch bei Iridium aufgeschaltet und können im Notfall über Satelliten telefonieren. Das gibt ein gutes Gefühl…  wir sind also bestens vorbereitet.

Eine Meile hinter uns folgt die Cavalou und holt langsam auf… wir fahren mit knapp 6 Knoten und 1.700 Umin…. das ist ein guter Kosten-Nutzen-Mix bzgl. Dieselverbrauch unserer LADY. Die größere Cavalou überholt uns ein paar Stunden später und wir tauschen uns über Funk noch kurz über das Wetter aus… der Wind wird kommen versichert uns Henry… trotzdem ist es nervig als Segelschiff zu motoren…. Geduld… hmm…

15:00 es schaukelt inzwischen immer mehr, doch Wind fehlt leider immer noch… tja, er wird schon noch kommen… zumindest haben wir durch das motoren wieder randvolle Batterien… auch gut.

Für den Notfall haben wir erstmals ein Grabbag gepackt, das auch schwimmt. Alles Wichtige für ein evtl. Verlassen des Schiffs auf See ist da drin. Sattelitentelefon, Handy, GPS, PLB, Geld, Kreditkarten, Ausweise und ein paar Müsliriegel… Seenotraketen, Proviant und Wasser haben wir extra griffbereit… und die Rettungsinsel ist ohnehin immer einsatzklar… Doch das wollen wir natürlich so alles nie brauchen müssen… aber auch das gibt ein gutes Gefühl für den Notfall vorbereitet zu sein.

Gerti hat vorgekocht und heißer Tee ist ebenfalls in der Thermoskanne bereit… Jetzt muss nur noch der passende Wind endlich kommen…

Als Wachsystem haben wir 4×3 Stunden nachts und 3×4 Stunden tagsüber abgesprochen… so bekommt jeder ausreichend Schlaf und hat nicht immer genau die gleiche Wachschicht… wer mag sonst schon jede Nacht freiwillig die Hundewache machen…

Und wieder ist eine Stunde rum…. und wir motoren immer noch und geigen in der Dünung…. arrghh… wann kommt der Wind…? …die Blicke gehen in die Runde und suchen das leicht gekräuselte Wasser ab. Keine Veränderung…. Doch da, da spritzt immer wieder was an der Wasseroberfläche… Delfine oder Orcas….? Her mit dem Fernglas, hier sollten keine Orcas mehr sein, die sind doch jetzt alle nach Norden Richtung Galizien abgezogen…. Und tatsächlich es sind zum Glück nur Delfine… und die sind immer willkommen… yeahh… mehrere immer wieder in Zweier- und Dreierformation aus dem Wasser kommend… sie scheinen schräg von hinten auf uns zuzukommen, gehen aber leider weit achteraus durch und sind wieder verschwunden. Schade aber immer wieder schön… J

Dann endlich… ausreichend Wind zum Segeln… aber aus Nordwest… das passt von der Richtung ja nun so gar nicht zu unseren so schön ausgebaumten Spibäumen… ahh… nunja… also BB-Baum weg und die kleine Genua auf Backbord gesetzt… der Wind soll ja wieder drehen und dann wollen wir entspannt mit Passatbesegelung dahinsurfen…. so der Plan… doch es sollte mal wieder ganz anders kommen…

Der Wind nimmt stetig zu und erreicht in Böen 31 Knoten… das ist mehr als angesagt, doch da er auf schräg von hinten dreht, ist das ohne reffen noch ok… Unsere LADY rauscht nur mit der kleinen Genua deutlich über 7 Knoten dahin… das ist super und hätten wir so nicht erwartet. Eine angenehme Nacht wird es trotzdem nicht, da uns die seitliche Welle ordentlich durchgeigt…. arrghh… naja… aber es läuft so immerhin 2 Tage lang schnell dahin und wir haben einen schönen Sonnenuntergang auf See… Dann dreht der Wind mehr auf achtern und lässt immer mehr nach… nur noch 15-17 Knoten… ok, wir baumen wieder aus und setzten die 2. Genua dazu… so läuft’s prima dahin. Die seitliche Welle macht uns allerdings weiter zu schaffen… es geigt kräftig und dadurch schlägt insbesondere das Luvsegel immer wieder deutlich… etwas eingerefft geht’s besser…. doch der Wind sinkt langsam weiter auf unter 10 Knoten… So geht das nicht… das Segelschlagen nimmt zu und auch die Windfahnensteuerung mag so den Kurs nicht mehr richtig halten…. sehr schade, verflixt… Das haben wir nach dem Wetterbericht so nicht erwartet und mögen das so gar nicht… hmm… also die Segel müssen weg und Motor und Autopilot an…. nutzt ja nix… die letzten Meilen geht es also unter Motorbrummen weiter.

08.10.21 / 08:10 Land in Sicht…. Gerti ist der beste Ausguck an Bord und hat es natürlich zuerst gesehen… Schnell kommt es näher und um 12:30 sind wir kurz vor der Passage zwischen Lanzarote und La Graciosa…. Und um 14:00 Uhr (nach rund 100 Stunden und 538 Seemeilen) fällt unser Anker in der Playa Francesa… auf der rechten Buchtseite auf 7 Meter Wassertiefe und hält sofort und ruckartig…. also irgendwo massiv im Felsgrund eingehakt. Weiter zur Buchtmitte ist besserer Ankergrund mit Sand… doch da ist alles voll ankernder Schiffe. Um gut schlafen zu können tauche ich den Anker kurz an und sehe ihn gut verkeilt in einer Felsspalte…. So das er später wahrscheinlich auch wieder gut hochkommt…. Das passt… jetzt erstmal baden und ausschlafen… Wassertemperatur hat hier herrliche 23-24 Grad und es ist schön klar und sauber…. einfach super….

Die nächsten zwei Tage vergehen wiedermal wie im Fluge und da es ziemlich viel Wind hat, verzichten wir auf eine nasse Dinghi-Fahrt an Land und wollen lieber weiter an die Südküste von Lanzarote…. Entweder vor der Marina Rubicon ankern… oder mit viel Glück einen Marinaplatz bekommen… mal sehn…

Montag 11.10.21 / 09:15… wir gehen ankerauf und setzten Segel…. Es wird ein gemischter Segel-/Motortag bei moderater aber seitlicher Dünung… nix wovon man schwärmen kann… aber das hört man von dieser Ecke hier öfter… Immerhin nahe an der Küste entlang mit gutem Blick auf die unwirkliche Mondlandschaft von Lanzarote… ein interessanter Anblick.

Um 15:30 passieren wir das Cap Punta Pechiguera und lassen um 16:00  vor der Marina Rubicon den Anker fallen. Nach einem Telefonat mit einer netten Mitarbeiterin der Marina Runicon, bekommen wir zu unserer großen Überraschung einen schönen Liegeplatz in der Marina… wiedermal Glück gehabt… und wirklich sehr freundliches und hilfsbereites Personal hier… Von der Marina sind wir insgesamt sehr positiv überrascht… alles sehr schön und sauber, mit vielen Restaurants und Shops… und sogar incl. kostenfreiem Pool… hier kann man es gerne auch länger aushalten. Und wir freuen uns sehr, hier Piet & Gitta von der SY Platypus wieder zu treffen…. ein schönes Wiedersehen… 🙂

Die nächste Herausforderung ist der Mietwagen…. Angeblich ist für die nächsten 2 Wochen hier nichts zu bekommen… nur vielleicht über einen Anbieter am Flughafen… Dann kommt uns eine sehr gute Idee… wir rufen unser Reisebüro in Deutschland an und fragen dort nach. Tatsächlich hat das super geklappt und nach 10 Minuten haben wir für 3 Tage einen Mietwagen. Toll. 🙂

Also auf zur Inseltour: Am ersten Tag (14.10.21) die Nordtour mit dem sensationellen Künstlerhaus von César Manrique und den Vulkanhöhlen von „Jameos del Agua“ und „Cueva de los Verdes“… sehr beeindruckend und empfehlenswert zur Besichtigung. Weiter über die Nordspitze der Insel mit einem tollen Ausblick vom „Mirador des Rio“ auf die gegenüberliegende Insel La Graciosa.

Am zweiten Tag  (15.10.21) dann die Südtour zu den „Montañas del Fuego“…. Ebenfalls sehr beeindruckend und für uns der Höhepunkt bzgl. Sightseeing auf Lanzarote… Wer allerdings Angst vor schmalen Serpentinenstraßen mit steilen Abgründen ohne Leitplanken hat, soll sich das vorher gut überlegen… 😉

Der dritte Tag (16.10.21) zum Einkaufen und Proviant transportieren… wunderbar… wir können wieder gut nachbunkern… brauchen aber 3 Stunden zum Verstauen und Umräumen… ja das ist ganz anders als zuhause in Deutschland und immer noch ungewohnt für uns… aber es wird und es gibt hier auch beinahe alles was man braucht… 😉 

Heute wollen wir mal wieder kochen… die Kartoffeln treiben und müssen verarbeitet werden… und dann passiert mal wieder was Dummes… das Gas geht aus !!! Super dämlich, weil wir mit dem Mietwagen doch eine tolle Möglichkeit zum Transportieren gehabt hätten… und jetzt…??? Und wo…??? Zum Glück kennt die Platypus eine der wenigen Möglichkeiten, um auf Lanzarote deutsche Gasflaschen zu füllen. Die ist allerdings nordöstlich von Arrecife und nur mit dem Auto erreichbar… und füllt auch nur Mo-Fr vormittags. Heute ist Samstag und morgen früh soll das Auto zurück. Ohman, wie blöd ist das denn… Grübelgrübelundstudier… japp die Lösung naht… wir können den Mietwagen günstig auf Montag 11:00 verlängern und das reicht, um die Gasflasche gefüllt zu bekommen und das Auto noch rechtzeitig am Flughafen abzugeben…. Yeahhh… 🙂

Unsere gebuchte Zeit in der Marina ist eigentlich rum, doch es stehen noch Wartungsarbeiten am Schiff an und der Wind passt auch nicht gut nach Teneriffa. Also verlängern… und zum Glück können wir 3 Tage verlängern und haben so Zeit für die Arbeiten am Schiff, u.a. Ölwechsel bei Motor und Getriebe, Filter- und Impellerwechsel, usw… und natürlich immer wieder einen schönen Bummel durch den Hafen zum Shoppen und Tapas essen… 🙂

Und vor ein paar Tagen kam auch noch die Maupiti mit Tobias, Tina, Tim und Mia hier an… welch schöne Überraschung… da haben wir nun auch noch schön Zeit uns zu treffen und ausführlich zu quatschen… sehr schön… Wir haben bis zur Karibik die gleiche Route über die Kapverden vor uns… das passt prima und so werden wir uns bestimmt noch öfter treffen… 🙂

Interessant war auch noch, welches Schiff schräg hinter unserer LADY BLUE festgemacht hat. Es ist die Thalassa, der Katamaran und wahrscheinlich das letzte Schiff von Bobby Schenk. Sie wurde in Neuseeland vom neuen Skipper übernommen und hierher gesegelt.
Zur Info: Bobby Schenk ist ein deutscher Weltumsegler, dessen Buch „Blauwassersegeln“ vor vielen Jahren der Auslöser meiner Segelträume war… und toll das Gerti das alles mitmacht… 🙂

Für Donnertag soll der Wind gut nach Teneriffa passen. Der Wetterbericht sieht gut und konstant aus… raumer Wind um die 20 Knoten mit Böen bis 25 Knoten, bei max 2 Meter Welle…. Und der Wind soll diesmal nicht wieder raumen und nachlassen… so ist’s ok, also los und auf nach Teneriffa… 🙂

Algarve… mit Familie an Bord…

Mittwoch, 22.09.21… sie kommen… juhuu… und es steht die spannende Frage im Raum….“Wird uns unser Enkel noch erkennen“? 2,5 Monate haben wir ihn außer im Videocall nicht mehr live gesehen… gefühlt eine Ewigkeit, insbesondere für unseren Enkel… wir sind gespannt. Und dann ist es soweit… sie steigen aus dem Shuttle und die ersten Blicke treffen sich wieder… und?… jaaaah er hat uns sofort wieder erkannt… juhuuu… und wie er schon gewachsen ist und läuft… wow wir sind begeistert und freuen uns riesig…. 🙂

Bei der Gelegenheit bekommen wir auch wichtige Ersatzteile (quasi als VIP-Lieferung), u.a. ein neues UKW-Funkgerät (das Alte hatte seit Sines ein defektes Empfangsmodul). Einbau klappt gut und wir sind wieder auf Empfang… yeahh… 🙂

Die nächsten Tage sind spannend und aufregend für alle… ein Schiff ist ein richtiger Abenteuerspielplatz… jedoch nicht ganz ungefährlich, solange man noch etwas unsicher auf den Beinen ist…. und vor allem noch völlig sorglos, neugierig und risikofreudig alles entdecken will… spannend für Oma und Opa und noch spannender für die Eltern… 🙂 Es geht aber alles gut…. außer zwei kleinen Beulen aber dafür um viele Erfahrungen reicher… so vergehen die nächsten Tage wie im Fluge…

Schöne Ausflüge zur herrlichen Felsenküste, zur Shoppingmeile von Albufeira, in die Lagune bei Culatra und weiter nach Olhao, runden die nächsten Tage ab. Das Wasser ist herrlich warm zum baden… und das Beiboot fahren macht unserem Enkel auch sichtlich Spaß… obwohl er anfangs nur sehr skeptisch einsteigt. Erstaunlich auch, wie schnell seine Fortschritte bei allen Bewegungen an Bord sind… es wachsen ihm scheinbar schnell Seebeine… 🙂

Culatra ist ein netter kleiner Fischerort, der vom Ankerfeld gut mit dem Beiboot erreicht werden kann. Allerdings darf man nicht am farblich markierten Stegbereich festmachen, das ist für das Rettungsboot reserviert und kann bis zu 500,- € Strafe kosten.

Der Besuch von Olhao lohnt jedoch deutlich mehr und ist über ein schmales Fahrwasser von der Lagune aus zu erreichen…. viele kleine Restaurants… leckeres Essen und sehr gute Einkaufsmöglichkeiten (u.a. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse in den Markthallen oder in großen Supermärkten).

Nachdem woir nch kurz am Ankerplatz vor den Markthallen lagen, bekamen wir einen Platz in der Marina. Das war Glück, da der Hafen eigentlich ausgebucht ist. Die Anlagen drumrum sind neu und fast fertig. Duschen gibt es noch keine, doch die haben wir ja an Bord.

Donnerstag, 30.09.21… der Abschied naht und fällt uns schwer… doch es nutzt nix… unsere Reise geht weiter und für unsere Kinder folgen noch ein paar Tage Cluburlaub an Land… „zur Erholung“… 🙂

Am nächsten Tag gibt es eine böse Überraschung… ein Aufschrei von Gerti aus der Pantry schreckt mich hoch… und anschließend starren wir beide entsetzt ins Spülbecken, wo sich eine große schwarze Kakerlake seitlich unter dem schräg stehenden Gummiausfluss-Sieb versteckt. Uaahh… sowas auf unserem Schiff… wie kann das sein… iiihhh…  ein schneller Griff zum Hammer aus der Werkzeugkiste… und mit dem Holzstiel ein gezielter Stoß… und sie ist platt. Das Entsetzten bleibt… war das die Einzige… hat sie schon Eier gelegt… wo kommt sie her? Jedenfalls folgt eine umfangreiche Großreinigung der Pantry.  Und dann wird schnell klar, wie das wohl ablief…. Die Seitenluke oberhalb des Spülbeckens war über Nacht offen (ohne Mückengitter) und darunter war diverses duftendes Obst… das scheint sie angelockt zu haben (sie können ja auch fliegen) und so muss sie durch die Luke in der Spüle gelandet sein. Wir lernen draus… künftig nicht nur alles Obst und Gemüse abwaschen, sondern nachts auch alle Luken mit Gittern gegen Ungeziefer schützen…. Das ging also nochmal gut… und wie die nächsten Wochen zeigen werden… ohne Folgen… 🙂

Sonntag, 03.10.21:

Seit gestern sind wir wieder auf dem Ankerplatz vor Culatra… und seit Wochen regnet es mal wieder und es ist ziemlich windig. Egal, wir haben ohnehin jede Menge zu um unsere LADY BLUE klar für den nächsten längeren Schlag zu machen. Die Spibäume werden ausgebaumt und neue Achterholer angepasst. Anschließen lassen wir sie gleich auf halber Höhe nach vorn angeschlagen, damit wir sie am nächsten Tag auf See leichter setzen können.

Das Beiboot kommt auf Vorschiff, was bei dem Wind etwas anstrengend ist, der Außenborder an die Reeling und die Windfahnensteuerung wird auch einsatzklar gemacht…. Gerti kocht noch vor und macht unter Deck schon vieles seeklar. Der Tag geht ruckzuck vorbei und wir können noch die Tosimotu begrüßen, die nach langem Zwischenstopp in Cascais auch gut an der Algarve angekommen ist.

Videocall noch mit unseren Kindern und Enkel, die gerade im Packstress sind, weil am nächsten Tag ihr Rückflug geht….. zack, schon sind für sie die 2 Wochen wieder vorbei, doch wir hatten ein paar sehr schöne Tage an Bord der LADY BLUE verbracht… das war sehr schön, insbesondere weil unser Enkel Marlon sich schon so toll weiterentwickelt hat…. Aber auch anstrengend, weil der Abenteuerspielplatz Schiff für ihn noch ziemlich gefährlich ist… aber alles gut gegangen…

Wir studieren noch mal den Wetterbericht und freuen uns, dass uns Henry von der SY Cavalou sein Wetterrouting zusendet. Das ist von einem Meteologen speziell für die morgige Fahrt erstellt und sieht ähnlich aus wie unser Report von Wetterwelt. Gibt ein gutes Gefühl wenn es übereinstimmt.

Gegen 23:00 Uhr fallen wir müde in die Koje, noch leicht unsicher ob wir bei Wind bis 31 Knoten und Welle bis 2,8 Meter tatsächlich starten sollen oder lieber noch einen Tag warten wollen. Morgen früh soll der neue Wetterbericht die finale Entscheidung bringen.

„Algarve“… und den Orcas entwischt

Die Bucht von Sines sieht schön aus und ist eigentlich sehr gut geschützt … doch das täuscht… vom Westen kommt die lange Atlantikdünung an und schiebt sich auch in diese Bucht… nicht viel, doch das reicht um die ganze Nacht mehr als gewohnt durchzuschaukeln. So richtig guter Schlaf ist dabei nicht möglich… also verholen wir am nächsten Tag in die Marina Sines und liegen da deutlich ruhiger.Hier liegen auch zwei weitere deutsche Yachten, die Amazone mit Antje und Ingo und die Cesarina mit Emma und Dietmar. Gemeinsam verbringen wir hier ein paar schöne Tage und sitzen abends abwechselnd im Cockpit unserer Schiffe zusammen… sehr lustig und entspannt bis spät in die Nacht… Solche zufälligen Kontakte gehören mit zu den schönsten Seiten des Blauwasserlebens…

Und immer wieder Wetter… wir haben gerade mal wieder wenig Wind und der dreht die nächsten Tage auch noch auf Süd… ziemlich ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit… so kommen wir nicht weiter, doch wir haben Zeit und wollen diese nun für ein ganz besonderes Thema nutzen. Alternativen zum Wetterempfang!!!

Unsere Wetterberichte haben wir bis jetzt immer übers Internet bezogen (Wetterwelt, Windy, Windfinder und XyGrib). Das ist in Küstennähe übers Handy-Datennetz auch sehr einfach. Wenn aber bald mal länger kein Land in Sicht ist… dann geht das nur noch über Kurzwelle oder Satelliten. Für beide Möglichkeiten haben wir Equipment an Bord aber bisher nicht im Einsatz… das ist noch „Neuland“ für uns und braucht erst noch das gewisse „technische reinfummeln“. Insbesondere über Kurzwelle und Pactormodem i.V.m. mit PC und der Wetterwelt-Software ist das anfangs ziemlich tricky… und über Satellit ist es sehr teuer. Also soll die KW-Anlage nun endlich liefern. Dietmar von der Cesarina ist da ein praxiserfahrener Anwender und bietet seine Hilfe an… wir freuen uns sehr und nehmen die Hilfe dankend an. Es dauert tatsächlich gar nicht lange und die Konfiguration ist einrichtet und die ersten Wetterdaten kommen über KW rein. Super und wir sind total begeistert. Der Empfang dauert zwar deutlich länger als zu den Anfangszeiten des Internets, doch so können wir nun überall… auch mitten auf dem Atlantik unsere Wetterdaten empfangen… und sogar kleine Text-Mails versenden… grandios… 🙂   Vielen Dank Dieter… das war eine ganz tolle Hilfe für uns…:-)

Viele Fragezeichen hatten wir auch noch zu unserer Angelausrüstung… aus vielen Jahren hat sich bei uns ein großes Zubehör angesammelt und Ingo von der Amazone erklärt uns, dass wir das meiste davon am Atlantik gar nicht gebrauchen können… Ha, wie lustig… na ja, wir haben es bisher auch noch gar nicht versucht… doch dank Ingo sind wir jetzt gut informiert und werden das demnächst auch mal probieren…

Während wir entspannt im Cockpit sitzen, entsteht plötzlich Aufregung im Hafen… das Rescueboot düst mit Vollgas aus dem Hafen und das Polizeiboot mit Vollgas hinterher… da muss was passiert sein… ohje… sofort fallen uns die Orcas ein…haben sie etwa wieder zugeschlagen? Es waren ein paar Tage trügerische Ruhe und wir dachten schon sie sind endlich nach Norden gezogen… doch falsch gedacht… drei Seemeilen vor der Marina attackieren sie gerade zwei Segelyachten… und von da kommt jetzt auch der Hilferuf. Echt übel…

Beide Yachten liegen später neben uns in der Marina und berichten vom Vorfall. Sie liefen beide unter Maschine und hatten den Eindruck, dass die Orcas nur mit ihnen spielen wollten. „Tolles Spiel“, mit dem Ergebnis, dass eine Yacht einen Schaden an der Welle und das andere einen Schaden am Ruder hat. Für beide Schiffe ist die Reise damit hier erst mal zu Ende und sie müssen aus dem Wasser. Gruselig was da abgeht, doch zumindest den Crews geht’s gut und sie nehmen es mit Humor.

SY Amazone und SY Cesarina beim Auslaufen vor Sines

Wir haben dafür weniger Humor, wo wir doch wissen, dass wir da noch durch müssen. Die Amazone und die Cesarina haben schon vor Tagen beschlossen, dass sie auf die Algarve verzichten und von hier aus gleich direkt zu den Kanaren auslaufen. Doch wir wollen an die Algarve, weil in ein paar Tagen unsere Kinder mit Enkel dort ankommen und darauf freuen wir uns schon sehr. Unserem Schiff können sie eigentlich nichts anhaben… es ist ein schwerer Langkieler mit dickem Aluminiumrumpf, Kielhacke und Ruderskeg. ABER, wir haben am Heck eine Windfahnensteuerung montiert, mit zusätzlichem Ruderblatt und das könnten sie bei einem „Angriff“ beschädigen. Das wäre schade, würde uns aber nicht in Gefahr bringen. Also halten wir am Plan fest…Es bleibt noch die Frage, was ist die beste Taktik um unbemerkt oder für den Fall der Fälle ohne Schaden durchzukommen…? Viele Theorien kreisen hierzu rum… z.B. Motor und Echolot ausschalten, Beidrehen oder Segel runter nehmen und treiben lassen….. Beiboot hinterher ziehen, damit sie lieber damit „spielen“…. bei Annäherung ein in Diesel getränktes Handtuch hinterher ziehen… usw…

Wir glauben, dass sie primär Segelyachten angreifen, die unter Motor laufen…, einfach deshalb, weil diese weit zu hören sind und sie so eher anlocken… es gibt natürlich keine Sicherheit, wenn man auch unter Segeln zufällig in ihre Nähe gerät… dann wären sie genauso da, um mit ihrem gefährlichen „Spiel“ Schaden anzurichten… Wir wollen also primär segeln, was ja ohnehin besser ist… NUR, der Nordwind lässt weiter auf sich warten…. und die Thermik kommt immer erst am Nachmittag und hält auch nur bis abends… hmm…

Mittwoch, 15.09.21: Ab Nachmittag soll wieder leichter Nordwind kommen, der mit etwas Glück die Nacht durchsteht… Wir haben rund 60 Seemeilen vor uns, da wir mindestens um das Cabo de Sao Vicente rum müssen, bevor wir wieder einen geschützten Ankerplatz oder Hafen finden… also Nachtfahrt und dafür besser erst abends los, damit wir erst dann am Ziel ankommen, wenn es wieder hell wird… ok, also los…

Wir laufen um 17:30 Uhr aus… der Wind kommt raum (schräg von hinten) und soll später sogar auf achtern (ganz von hinten) drehen… also ist unser Parasail wieder die beste Wahl und eine halbe Stunde später steht es wieder…. Diesmal nicht ganz optimal, da der Wind schwach und die Welle schauklig ist … aber es geht so mit durchschnittlich 4 Knoten weiter südwärts… Wir gleiten mitten durch das Gebiet wo am Vortag noch Orcas waren. Bange Fragen kreisen im Kopf… sind sie noch da… werden sie uns bemerken… kommen wir da gut durch… was ist wenn sie auftauchen… wie wollen wir reagieren…??? Wir wollen jedenfalls bei einem Angriff das Parasail stehen lassen und nur den Autopiloten ausschalten… dann gibt’s zumindest keine Steuerungs-Geräusche am Heck… mal sehn was passiert und ob das gut geht…

Angespannt gleiten unsere Blicke über das leicht aufgewühlte Meer… die Sonne steht bereits tief und ihr gleißendes Licht glitzert auf dem Wasser… eigentlich eine sehr schöne Szenerie… aber diesmal genießen wir es nicht so wie sonst… Daa…., was war das…. etwas hat backbords kurz die Wasseroberfläche geritzt… ein Delfin… ein Hai… oder ein Orca…???… nur eine Rückenflosse kann sowas erzeugen… unsere Blicke suchen das Wasser ab…. nichts mehr zu sehen… doch dann !!!… drei Rückenflossen parallel.. auf und weg… und dann kommen sie mit halben Körper aus dem Wasser und blicken uns an, bevor sie elegant wieder abtauchen…. DELFINE !!!….. yuhuuuu… wo Delfine sind sollen keine Orcas sein…. und es werden immer mehr…. yeahhh…. Backbord… Steuerbord… am Bug… schnaufend hinterm Heck… auch weiter weg… ringsum sind plötzlich überall Delfine…. sie schwimmen scheinbar kreuz und quer…

Es sind die ganz großen Tümmler die bis zu 7 Meter lang werden können… aber auch ganz kleine sind dabei, also auch Jungtiere die von den Großen beschützt werden…. Wir glauben unseren Augen nicht trauen zu können… das müssen ja mehrere hundert Delfine sein… wir sind mittendrin und wir haben quasi einen riesigen Schutzwall gegen alle Feinde um uns rum… wow, unglaublich… In diesem Umfang haben wir sowas noch nie erlebt…. Und jetzt springen sie auch noch aus dem Wasser… drehen sich teilweise und klatschen mit dem Rücken wieder auf… auch sowas haben wir noch nicht live gesehen… ich denke spontan an Flipper… eine Kindersendung die ich früher sehr gern angesehen habe…. Das hier ist jetzt eine echte und ganz private Live-Show für uns und unsere LADY BLUE… herrlich…. und das Spiel geht so fast eine Stunde lang… bis die Sonne schon kurz vorm Untergang steht…. Dann kehrt Ruhe ein und wir sind völlig verzaubert…. wow… was für ein tolles Erlebnis…

Die Sonne geht unter und taucht den Horizont in gelbrotes Licht, das in einer breiten glitzernden Bahn bis zu uns reicht… die Straße in die Unendlichkeit…. 🙂

Mit zunehmender Dämmerung fängt auf der anderen Seite das Meer an zu glitzern … das kann nur der Mond sein, der für uns unbemerkt hinter der großen Parasail-Blase aufgegangen ist… und so ist es auch…. Wir haben fast Vollmond und eine helle Nacht… gespenstisch leuchtet er durch das große weiße Segel und weist uns den Weg… toll… 🙂

Es bleibt aber leider nicht so toll…. das wäre ja auch zu schön… der Wind schläft ein und wir müssen das Segel leider um 02:00 nachts bergen. Was nun?… da bleibt nur der Motor, den wir widerwillig starten um wieder auf Zielkurs zu kommen. Wir sind jetzt fast 40 Seemeilen weg von Sines und die Hoffnung ist groß, dass wir das Orca-Gebiet bereits verlassen haben.

Unbehelligt passieren wir um 05:45 Cabo de Sao Vicente und biegen quasi um die Ecke zur portugiesischen Südküste… der Algarve. Ganz langsam kommt die Morgendämmerung und im ersten Morgenlicht fällt um 06:50 unser Anker in der Enseada de Sagres auf 9 Meter Tiefe. Geschafft… yeahh… wir sind den Orcas entwischt… 🙂   Ab in die Koje, noch ne Runde schlafen und dann das herrliche Panorama der steilen Felsenküste vor dem schönen klaren Wasser genießen… 🙂

Einen Tag relaxen und dann segeln wir weiter Richtung Lagos, vorbei an einer tollen, wild zerklüfteten Küste, mit kleinen Sandstränden dazwischen und einzelnen hohen Felsspitzen davor…. lauter Postkartenmotive. Die Stadt Lagos soll sehr schön sein aber auch sehr touristisch. Wir wollen gerne ankern und nicht in die teure Marina, doch vor Lagos steht eine starke Wind-Düse… also segeln wir noch ein paar Meilen weiter Richtung Portimão und ankern dort im Arade-Fluss vor Ferragudo… einem kleinen Fischerdorf gegenüber von Portimão. Hier hat man zwar ein bisschen Schwell von den vorbeifahrenden Ausflugsbooten und Fischern, doch abends und nachts ist es schön ruhig und geschützt.

Blick von Ferragudo auf das Ankerfeld vor Portimao

Spannend und unbedingt zu beachten ist hier jedoch die Tiden-Strömung, mit der sich die Schiffe mitdrehen… Anker also gut einfahren, ausreichend Kette geben und genügend Abstand zu anderen Schiffen halten, insbesondere zu Yachten die an Bojen liegen, da diese einen kleineren Schwojkreis haben. Eine andere große Yacht, die das nicht bedacht hat, geht auf Drift und kracht auf den Bug unserer LADY BLUE… Das ist bei unserem Schiff die stärkste Stelle, wo auch noch unser Zweitanker vorsteht und so entstand bei uns zum Glück kein Schaden…

Portimão hat sehr gute Versorgungsmöglichkeiten und wir haben das Glück hier Alf und Susi von der SY SUSE kennenzulernen. Sie ankern neben uns, haben ein Auto hier und wir dürfen zum Einkaufen mitfahren. Toll, vielen Dank ihr beiden… Alf zeigt mir auch, wo wir neue Zündkerzen für unseren Außenborder bekommen. Unser Außenborder will trotz Reinigung von Vergaser und Zündkerzen nicht mehr richtig laufen… Mit den neuen Zündkerzen läuft er jetzt wieder super…. yeahh….

Vergaser-Reinigung vom Außenborder

Ferragudo muss man unbedingt näher ansehen… sehr schön und es gibt nur wenig Touristen… alles sehr entspannt und gute Restaurants… Aber auch hier gibt’s noch eine Besonderheit zu beachten… Wir machen abends mit unserem Beiboot an der Pier bei den Fischern fest. Das sieht noch prima aus… und genießen nach einem ausgiebigen Rundgang ein leckeres Dinner auf dem großen Dorfplatz mit mehreren Restaurants… auch prima… Zurück zum Pier… es ist schon dunkel… ohh, was ist das?… unser Beiboot liegt fast auf dem Trockenen und bewegt sich nicht mehr…. ahrrgh… es ist gerade Springtide und jetzt Ebbe… das haben wir nicht bedacht… doof… und nun, hmm… 3 Stunden warten oder ins Wasser steigen und das Beiboot freiziehen…. Na also dann lieber letzteres… und auch klar wer das machen muss…. 😉

Dienstag, 21.09.21… auf zur letzten Etappe um unsere Kinder und Enkel zu treffen… Wir fahren weiter nach Albufeira, dem nächsten Hafen und auch hier vorbei an einer sensationell schönen Steilküste, mit bizarren Felsen und dazwischen kleinen Sandstränden… sehr schön- Und wir haben schon wieder Glück mit den Delfinen… ich erschrecke sogar richtig, wie plötzlich neben dem Schiff einer auftaucht und kräftig auspustet…. haah…., wie lustig und schön…

In Albufeira bekommen wir den „angeblich“ letzten freien Platz (wir haben uns telefonisch angemeldet) und manövrieren, unter Winken eines Marinieros, vorsichtig in den sehr engen Gassen in unsere Box. Das ging besser als erwartet und jetzt freuen wir uns auf unseren Besuch…. 🙂