Diesen tollen Inselstaat, mit Regenwald und Vulkanen, haben wir auf unserem Weg nach Süden ausgelassen… umso mehr freuen wir uns jetzt, diese tropische Perle der kleinen Antillen zu besuchen (ich war zuletzt 2002 hier, also vor über 20 Jahren und bin gespannt was sich verändert hat). Was brauchen wir dazu? PCR-Test (noch), max. 5 Tage alt und natürlich den passenden Wind von Carriacou nach Norden… und der naht am kommenden Wochenende…
Freitag, 25.03.22: Wir wollen gleich früh morgens in der Carriacou Marina bei „Zoll- & Immigration“ ausklarieren und PCR-Test im nahegelegenen L‘ Esterre Health Center machen, damit wir am Samstagnachmittag loskönnen. Zum Ausklarieren werden wir auf Nachmittag verwiesen, weil es nicht eher als 24 Stunden vorher sein darf… ok, dann also zuerst den PCR-Test und in der Zwischenzeit noch mit dem Bus einen kleinen Ausflug nach Hillsborough. Das ist die Insel-Hauptstadt und ein Besuch lohnt absolut… ein typisch bunter und schöner kleiner Fischerort. Mehrere kleine Supermärkte, Bars, Restaurants, Straßengrills und natürlich ein Fischmarkt… kleine Obst-und Gemüsestände an den Straßen und entspanntes Treiben vieler freundlich grüßender Menschen.
Auch hier gehen ca. alle 10 Minuten Kleinbusse, für wenige ECs (pro Fahrt 7 EC$) und wir kommen entspannt zurück zur Tyrell Bay. Beim 2. Anlauf klappt das Ausklarieren… prima, das Formelle wäre also geschafft. Am nächsten Vormittag bei Hochwasser geht’s noch zum Tanken an die Pier der Marina Carriacou. Hier hat es nur 2,2 Meter bei Niedrigwasser… das ist für uns etwas knapp… wenn noch eine Welle dazukommt, könnten wir mit knapp 2 Meter Tiefgang aufsitzen. Das Hochwasser hat 0,5 Meter mehr und so passt es ganz gut. Immerhin 175 Liter Diesel füllen wir nach… und das steuerfrei (1 Liter Diesel, für umgerechnet 1,03 €).
Samstag, 26.03.22: Vor 16:00 Uhr wollen wir nicht los… denn es sind nur ca. 84 Seemeilen… für einen Törn mit Tageslicht etwas zu viel und wenn wir tagsüber zu früh lossegeln, dann kommen wir am nächsten Morgen im Dunkeln an… also rechnen und schätzen… 16:00 müsste passen, um am nächsten Tag mit etwas Puffer erst nach Sonnenaufgang anzukommen. Vorher noch was essen und ein kleines Nickerchen… dann sind wir fit für die kommende Nacht.
Es wird fast 16:30 bis wir Anker auf sind und die Tyrell Bay verlassen. Das Groß geht noch in der Bucht im 1. Reff hoch und nach der böigen NW-Huk auch die kleine Genua dazu und Motor aus. Sofort zieht die LADY an, legt sich hoch am Wind zur Seite und zeigt uns, was sie schon lange nicht mehr gemacht hat… Geschwindigkeit !!! Wind 16-18 Knoten, in Böen bis 23 Knoten…die Speed geht auf deutlich über 7 Knoten hoch… mit guter Lage geht’s weich durch die anrollende 2 Meter See und die erste Gischt geht übers Vorschiff… aber es kommt auch ein kritischer Blick der Bordfrau weil die Lage in den Böen etwas zu viel ist… ok, ok… wenn’s so bis Sonnenuntergang bleibt, kommt für die Nacht das 2. Reff ins Groß… versprochen!
Kurz vor 18:00 haben wir Union Island passiert… jetzt ist nur noch freies Wasser vor uns und die See wird ruhiger. Die Sonne steht schon tief… der Wind pendelt zwischen 13 und 18 Knoten… die Logge zeigt teilweise bis über 8 Knoten Speed hoch am Wind… es läuft traumhaft, zumal wir gut auf Kurs sind und sogar noch ca. 15 Grad mehr Höhe für die spätere Abdrift durch Strömung haben. Prima aber für eine entspannte Nacht muss jetzt das 2. Reff ins Groß und essen wollen wir auch noch was. Doch plötzlich….. rrrrrrtthhhhfff…. Was ist das??? …ohhh jeah, das ist die Angel…. hat da etwa tatsächlich was angebissen und das bei über 7 Knoten Speed… das wäre Premiere, aber blödes Timing…. egal, ran an die Angel und Leine einholen. Tatsächlich, da hängt mal nicht nur Seetang dran, sondern ein Barrakuda… sieht zuerst sehr klein aus… doch beim näher kommen scheint der Bursche deutlich mehr als einen halben Meter zu haben… wow… ich und einen Fisch angeln… naja? Wie bekomme ich den jetzt an Bord, hmm… das Beste wäre sofort beidrehen… dann wäre das entspannt zu machen. Doch vielleicht reicht ja auch Segel auffieren…. also Groß und Genua auf… und zurück zur Angel… verflixt… wir sind immer noch viel zu schnell und die Schräglage mit der Bewegung in den Wellen ist auch nicht optimal… ich versuche es trotzdem so… der Fisch kommt ran. Das Gaff zum Hochholen liegt bereit… ich muss ihn nur noch etwas näher ran bekommen… und natürlich bin ich dabei mit Lifebelt am Geräteträger gesichert… und da passiert es… Der Fisch springt plötzlich aus dem Wasser, macht einen harten Schlag in der Luft und schafft es, sich so vom Haken loszureißen… platsch und weg ist er… und ich schau dumm hinterher. Das sollte also nicht sein… der Fisch war cleverer als ich und hat sich die Freiheit verdient. Außerdem war das ein doofes Timing, denn die Sonne nähert sich schon dem Horizont und das 2. Reff muss jetzt rein… das ist wichtiger! Also Genua dicht, Groß auf, Reff rein und Groß wieder dicht… funktioniert prima und es läuft immer noch mit guter Speed von knapp 7 Knoten dahin… so kann die Nacht kommen und auch die Bordfrau blickt zufrieden drein… 🙂
Bis St. Vincent läuft es so ganz gut… dann kommt die Windabdeckung der Insel… das war klar… also Genua weg und bis zur Nordspitze motoren… dort passt der Wind wieder und weiter geht’s mit Genua hoch am Wind. Es läuft aber nicht lange so schön dahin, denn die Strömung nimmt hier im Channel nach St. Lucia deutlich zu… immer stärker… wir segeln im total schrägen Winkel auf St. Lucia zu… das sind ja fast 50° zum Vorhalten… unglaublich! Die Genua muss weg… damit habe ich nicht gerechnet… also muss der Motor wieder kräftig helfen. Wir kommen nur noch mit 4 Knoten voran… die Strömung ist sehr stark, doch wir kämpfen uns ganz langsam in Richtung St. Lucia zur Pitons Bay.
Die Sonne geht auf und majestätisch kommen die Pitons in Sicht und liegen direkt vor uns. Ein toller Anblick, wie die beiden Spitzen hoch in den Himmel ragen. Kurz vor der Bay noch starke Wasserstrudel… Tide gegen Strom… dann rein in die Bucht und vorbei ist der Spuk. Hier darf man nur an Bojen festmachen… zum Ankern ist es auch viel zu tief. Die Hälfte der Bojen sind frei und wir finden einen sehr guten Platz. Um kurz nach 07:00 sind wir fest und bestaunen ausgiebig die Pitons. 54 EC$ für eine Nacht werden abends von den Marine-Rangern einkassiert… das ist es uns wert. Zuletzt war ich hier vor knapp 20 Jahren nach meiner ersten Atlantiküberquerung und kann mich noch gut erinnern… und es fühlt sich sehr gut an, wieder hier an diesem magischen Ort zu sein.


Wir haben noch nicht einklariert… aber zumindest die gelbe Flagge gesetzt. Das scheint hier aber niemand zu interessieren… nicht die Ranger und auch nicht die Police die am Nachmittag langsam mit ihrem Patrolienboot vorbeifährt. Es gibt ein paar weitere Ferienanlagen an Land, doch der größte Teil ist weiter unbebaut… gut so, denn das ganze Gelände mit den Pitons gehört inzwischen zum UNESCO-Weltnaturerbe. Ein freundlicher Boatboy mit einem rosa Holzboot und riesiger bunter Rasterman-Mütze kommt vorbei und verkauft uns für wenige EC$ frisches Obst. Super und wir fühlen uns sehr wohl hier.
Einklarieren wollten wir eigentlich erst am nächsten Tag in der Marigot Bay, doch wir entscheiden uns spontan um. Soufriere, ein weiterer möglicher Einklarierungsort, liegt nur eine Bucht weiter und das ist gut mit dem Dinghi zu machen… dann könnten wir hier noch eine weitere Nacht liegen bleiben. Das ist doch viel besser für uns… so die scheinbar gute Idee, die noch eine kleine Überraschung für uns bereithalten wird…
Also Beiboot ins Wasser… Außenborder dran… Papiere in den Rucksack und ab geht’s mit Gleitfahrt Richtung Soufriere. Das Meer ist relativ ruhig und nach ca. 15 Minuten mache ich am Zollpier vor Soufriere fest. Zwei Beamte auf dem Steg zeigen mir freundlich wohin ich zum Einklarieren muss … zuerst also zum Zoll.

Die Anmeldung über Sailclear und über die Gouvernement-Onlineseite habe ich bereits gemacht… und auch den negativen PCR-Test hochgeladen… also sollte alles passen. Denkste… die Beamtin hinter dem ersten Tresen fragt freundlich ob ich denn die Tests auch an ihre Mailadresse (soufriereseaport@gmail.co) geschickt hätte… das muss zusätzlich sein. Nein habe ich nicht… hmm, aber ich habe mein Handy dabei und könnte es jetzt gleich senden. Ja meint sie, das ist ok …ich bin erleichtert und sende ihr die Mail mit den Anlagen zu. In der Zwischenzeit darf ich zu ihrem Zollkollegen (scheint der Chief zu sein) gehen, der nach meiner Sailclear-Nummer fragt. Kein Problem habe ich… er schaut in den PC und dann mit kritischem Blick und einer Frage zu mir. „Wo liegt dein Schiff… hier in der Soufriere Bay?“ Nein antworte ich, es liegt in der Nachbarbucht… in der Pitons Bay. Der Blick verfinstert sich und er meint „das ist außerhalt des Zollgebiets und kostet 25 US$ Strafgebühr“!!! Hmmm, nö für so eine doofe Regel möchte ich eigentlich nichts zahlen. Freundlich sage ich ihm… kein Problem… ich fahre zurück und komme mit meinem Schiff hier in die Bay und dann noch mal hier her zum Einklarieren. Verwundert zieht er die Augenbrauen hoch, schaut mich kritisch an und meint… „du willst wirklich das Schiff holen und dann noch mal kommen“ …ja, sage ich mit einem freundlichen Lächeln und entschuldige mich für mein Versehen. Ok, sagt er dann, ich mache die Papiere fertig, aber wenn ich nicht komme, dann….. !!! No problem Sir… ich komme… Er macht einen Stapel Papiere fertig, wo ca. ein Dutzend Unterschriften nötig werden… dann noch bei einem anderen Kollegen 40 EC Gebühren zahlen… nochmal zur ersten Dame wegen dem Health-Check-Papier… zurück zum Chief der noch das fehlende „blaue Blatt bzgl. Health-Check“ bekommt… dann bin ich durch. Puhh… was für eine Bürokratie… doch noch mal die Kurve gekriegt. Der Zoll ist ein paar Häuser weiter… und dort geht es ruckzuck… die Papiere vom Zoll nimmt er, gibt die Stempel in die Pässe und tschüss… 🙂




Bei der Gelegenheit lerne ich auch noch Yogi den Skipper von einem Charter-Kat kennen, der mir einen sehr guten Tipp für eine Inseltour über einem ihm gut bekannten Guide (Malcom) gibt. Dankend nehme ich den Tipp an und lerne Malcom kurz drauf persönlich kennen. Razzfazz steht der Deal für den nächsten Tag und er sagt auch zu, mir eine gute Boje bereit zu halten, wenn ich in ca. 1 Stunde komme. Das klappt alles wunderbar und eine knappe Stunde später liegt unsere LADY BLUE in der Soufriere Bay an einer Boje, an der Malcom schon auf uns wartet. Das lief prima. Wir stimmen noch die Uhrzeit für den nächsten Tag ab und dann düst er davon… und wir genießen einen entspannten neuen Tag in einer neuen Bucht. Auch von hier hat man einen tollen Blick auf einen der beiden Pitons.. dem „Petit Piton“. Die Bucht macht einen guten Eindruck… und auch hier sind die Boatboys alle sehr freundlich.
Dienstag, 29.03.22: Pünktlich um 09:00 holt uns Malcom vom Schiff ab… wir sind heute seine einzigen Gäste (gestern waren es 17). Wir haben also eine VIP-Tour vor uns… nur der Fahrer und wir in einem kleinen klimatisierten Auto… super !!!
Als erstes geht es zu den „sulphur springs“ und „mud baths“, den Schwefelquellen mit Schlammbädern… sh. auch hier: https://www.sulphurspringstlucia.com/




Das Gebiet ist ein riesiger Drive-In-Vulkan… ein seit über 200 Jahren „schlafender Vulkan“… die Seite zum Meer hin ist damals abgebrochen und wir befinden uns quasi hier mitten im Vulkan. Wir halten vor dem Zugang zu den Quellen und bekommen zuerst eine Führung dorthin, wo der Schwefelmatsch kochendheiß aus der Erde blubbert… faszinierender Anblick und die Nase hat auch was davon… es stinkt gewaltig nach faulen Eiern, was vom Schwefel kommt…
Dann geht es weiter zu den Bädern…. vier Becken, in denen das inzwischen auf knapp 40° C „abgekühlte“ Schwefelwasser reinfließt… es fühlt sich noch immer kochendheiß an und man gewöhnt sich nur langsam an diese Temperaturen… dann aber fühlt es sich gut an. Nach dem Bad bekommen wir zwei Töpfe mit grauem und schwarzem Schlamm, mit dem wir uns einschmieren und das Ganze trocknen lassen, bevor es bei einem weiteren Bad im Schwefelwasser wieder abgewaschen wird. Jetzt sollen wir den Angaben nach 12 Jahre jünger aussehen und uns so auch fühlen. Na ja… zumindest reden wir es uns ein und machen den Spaß mit…



Wir wickeln uns nur ein Handtuch rum und werden von unserem Fahrer zum Pitons-Wasserfall gebracht, wo das Baden weitergeht und für mich zum absoluten Höhepunkt wird. Eine Megaüberraschung für mich, denn es ist genau der gleiche (kleine) Wasserfall mit Badebecken, mitten im Dschungel, den ich vor knapp 20 Jahren bei meinem ersten Besuch der Insel mit meinen ARC-Segelfreunden besucht habe. Die Erinnerungen kommen zurück und ich bekomme Gänsehaut… es ist genauso traumhaft schön wie damals… einfach fantastisch !!!








Anschließend geht es weiter zum Botanischen Garten, der ebenfalls ganz in der Nähe von Soufriere liegt… und auch hier sind wir von der üppigen Vielfalt des großen und sehr schön angelegten Tropengartens überwältigt. Alles was in den Tropen wächst ist hier in Hülle und Fülle zu sehen und die Anlage ist auch noch sehr gut gepflegt und sauber…. Wir können uns kaum satt sehen… doch wir wissen unser Fahrer wartet beim Ausgang und so müssen wir uns von dem tollen Anblick irgendwann wieder losreißen…















Ein rundum gelungener Ausflug und wir fahren zurück zum Hafen. Hier wartet schon Malcom auf uns und zeigt uns noch ein uriges karibisches Lokal, das scheinbar seiner Familie gehört… es gibt Mahi-Mahi und Chicken-Barbeque… alles sehr lecker und zu fairen Preisen.

Zufrieden und satt bringt uns Malcom zur LADY BLUE zurück und verabschiedet sich freundlich winkend. Wir können diese Tour über Malcom sehr empfehlen. 🙂
Das Einzige was nicht klappte, waren heute die Bankautomaten… es ist wohl auch bekannt, dass es damit hier öfter Probleme gibt und man kann auch nur max. 300 EC abheben. Gut ist es, wenn man mehrere verschiedene Kreditkarten dabei hat… und vielleicht geht eine dann. Wir hatten letztlich Glück und bekamen genug EC$ die erstmal für die nächsten Tage reichen werden.
Spontan entscheiden wir, heute noch in eine andere Bucht zu verholen… hier ist es doch etwas zu unruhig, weil zu viele Boote vorbeirasen und Schwell erzeugen. Nur eine Stunde nördlich liegt die Anse Cochon, ein bekannter Tauch- und Schnorchel-Hotspot mit guten Ankermöglichkeiten… da wollen wir hin. Also Anker hoch und weiter Kurs Nord… vorbei an einer sehr schönen Küstenlinie, an der sich schroffe Felsen mit traumhaft palmenbewachsenen Sandstränden abwechseln. Nach einer knappen Stunde kommt unsere Bucht in Sicht… 5 Schiffe liegen schon dort vor Anker und wir finden auch noch einen schönen Platz, direkt vorm Schnorchel-Hotspot… wie sich am nächsten Tag noch deutlich herausstellen wird…
Vor 10:00 und nach 16:00 ist es eine schöne ruhige Bucht… aber in der Zwischenzeit kommen lfd. Ausflugsboote, die ihre Gäste (überwiegend Taucher und Schnorchler) hier für ca. 30-60 Minuten ins Wasser kippen, wieder aufsammeln und dann wieder abdüsen… Nicht ganz das, was man sich von einer ruhigen Ankerbucht wünscht, doch wir liegen tatsächlich direkt vor einem sehr schönen Schnorchelrevier mit klarem Wasser und nutzen das natürlich selbst ausgiebig und kostenlos. Und es gibt einen lustigen Boatboy der sich „Nikolaus“ nennt und auch so aussieht… 🙂

















Nach drei Tagen reicht es allerdings und wir wollen weiter zur Anse la Raye, ein altes Fischerdorf an der Westküste, das immer freitags Fish-Friday hat. Mittags gehen wir Anker auf und sind schon eine halbe Stunde später in der Anse la Raye. Nur ein weiteres Schiff liegt dort vor Anker und diverse kleine Fischerboote an Bojen… wir haben also ausreichend Platz für uns und der Anker hält hervorragend im Sandgrund. Das Wasser ist hier nicht ganz so klar wie in der Anse Cochon, doch klar genug um den Anker in 6 Meter Tiefe liegen zu sehen. Ein sehr idyllisches Fischerdorf liegt vor uns… es ist sehr wenig los… nur wenige Boote fahren an uns vorbei… keine Boatboys und keine Touristen… herrlich.
Um 16:00 fahren wir mit dem Dinghi an Land und können unser Dinghi an einem großen Steg festmachen. Sofort wird uns von einem „schlitzohrigen“ Einheimischen Hilfe und Führung angeboten und eine kleine Steeldrum vorgeführt… natürlich will er dafür ein paar ECs haben… und ok, er bekommt sie weil der Empfang sehr originell war. Dann gehen wir auf eigene Erkundung und erfahren, dass es derzeit wegen Bau- und Renovierungsarbeiten leider keinen Fisch-Fryday gibt. Schade… doch wir bekommen dennoch zwei lecker gekochte Red Snapper für jeweils 20 EC. Das ist sehr günstig… es gibt nur keine Möglichkeit sie an Land entspannt zu essen, da Tische und Stühle fehlen. Also nehmen wir sie mit an Bord und genießen sie im Cockpit beim Sonnenuntergang. 🙂




Am nächsten Tag geht es weiter zur Marigot Bay… es sind nur wenige Meilen und nach einer knappen Stunde sind wir schon da und ankern im nördlichen äußeren Bereich. Optisch ist es eine sehr schöne Ankerbucht… der innere und der südliche Bereich sind allerdings voller Muringbojen und der nördliche Bereich hat einen schlechten/steinigen Ankergrund. Nach zwei Anläufen schaffen wir es jedoch, dass unser Anker hält. Hier liegen wir sehr geschützt und nur drei weitere Schiffe liegen hier noch vor Anker… Das Bojenfeld ist völlig leer und es sieht schon etwas nach Nachsaison aus.


Im inneren Buchtbereich (einem Hurrican hole) ist allerdings noch reger Betrieb und es ist leider sehr touristisch. Ausflugsboote drehen mit johlenden Gästen ihre Runden und verursachen unangenehmen Schwell. Boatboys bieten zu deutlich überteuerten Preisen Obst und Souvenirs an… wir lehnen dankend und freundlich ab. Die Restaurants ringsum sind nur wenig besucht, was bei den überhöhten Preisen nicht weiter wundert. Wir finden jedoch eine sehr interessante Ecke, an der Einheimische am Samstagabend, bei lauter karibischer Musik, grillen und bekommen dort sehr lecker und günstig Chicken-Barbeque mit Piton-Beer zum Mitnehmen. Man muss also nur etwas suchen… dann findet man auch hier noch die richtigen Ecken. Das Essen genießen wir dann wieder entspannt beim Sonnenuntergang im Cockpit.








Auch die St. Lucia Rumdestillerie ist hier nicht weit weg, sh. unter: https://www.stluciadistillers.com/ Entweder in einer guten halben Stunde zu Fuß oder mit den hier ebenfalls deutlich überteuerten Taxis. Da Gerti auf Grenada schon genug Rumdestillen gesehen hat, gehe ich diesmal allein auf Erkundungstour und entscheide mich für den Fußweg. Es geht anfangs steil hinauf auf den Hügel, doch oben angekommen öffnet sich ein grandioser Ausblick auf die Bucht, die eingebettet zwischen grünen Hügeln und tropischen Bäumen, einen tollen Schutz bietet. Weiter geht es zur Hauptstraße und dort an Bananenplantagen und kleinen Obst-, Gemüse- und einem Grillstand vorbei bis zur Destille. Dabei treffe ich viele freundlich grüßende Menschen und finde es schön, zu Fuß unterwegs zu sein…

Bei der Rumdestille ist wenig los und ich bekomme eine Spezialführung mit ausführlicher Erklärung zur Geschichte und den teils hochprozentigen Produkten. Am Ende stehen an einer ca. 10 Meter langen Theke rund 20 Flaschen zur Verkostung vor mir… Wow… was für eine riesen Auswahl… von diversen Likören, über Rum für Cocktails… bis hin zu edlen Rumsorten mit der Bezeichnung „Admiral Rodney“… ich darf von allen probieren und die Bardame schenkt fleißig Proben in kleine „Plastik-Fingerhüte“ ein… Das meiste schmeckt sehr lecker und mit ein paar Bechern Wasser zwischendurch ist die Menge gut machbar… schafft allerdings eine sehr lockere und beschwingte Stimmung. J Ich kaufe zwei gute Flaschen für unsere Bordbar und mache mich beschwingt auf den Heimweg… fröhlich singend an den jetzt noch freundlicher winkenden Menschen vorbei… und überall liegt der süßliche Geruch von „Bob-Marley-Zigaretten“ in der Luft… 🙂





Kurz vorm Ziel, nehme ich den falschen Abzweig der Straße und lande an einem anderen Ende in der Marigot Bay…. hmm, ein Holzsteg führt bis nahe an die Stelle ran wo ich mein Beiboot liegen habe, doch das reicht nicht… davor ist der Weg durch Mangroven und Wasser unterbrochen… wie da also rüberkommen, um nicht wieder zurückgehen zu müssen? Scheint nicht möglich zu sein… doch da höre ich das Knattern eines Außenborders und ein älterer Fischer kommt mit seinem kleinen Holzboot heran. „Do you need a lift“ fragt er freundlich…. ja sehr gerne und ich freue mich über diese schöne Lösung meines Problems.



Es ist „John the Fisherman“, der mit seinem Holzboot „Come back“ gerade vom Fischen zurückkommt. Eine schöne Fügung… und er bietet mir auch noch Fisch zu sehr fairen Preisen an. Ich bekomme zwei frische Red Snapper für 25 EC$ und damit ist das Dinner für abends gesichert… yeahh… 🙂
Am nächsten Tag geht’s weiter zur Rodney Bay. 10:45 Anker auf… der Wind steht gut, ist aber dicht an der Küste sehr böig. Hoch am Wind geht’s nach Norden… in den Böen legt sich die LADY deutlich zu Seite und die Gischt spritzt über’s Deck und salzt uns wieder kräftig ein. Etwas weniger Segel wäre besser, doch es sind jedoch nur wenige Meilen und schon knapp 2 Stunden später fällt der Anker wieder… Wir sind in der Rodney Bay angekommen und ankern im südlichen Teil… in der Nähe zur Marina-Einfahrt. Die Marina ist mit dem Dinghi gut und schnell erreichbar… und hier vor Anker ist es sehr viel schöner und angenehmer als in der Marina…. und auch noch kostenlos… was will man mehr… 🙂



Sehr gut kann ich mich noch erinnern, wie ich das erste Mal im Dezember 2002 mitten in der Nacht mit der ARC hier ankam… wir wurden damals mit Rumpunsch begrüßt und waren begeistert. Die Marina hat sich verändert und ist größer geworden… der Flair von damals fehlt irgendwie… doch das mag auch den Rahmenbedingungen liegen… egal… wir freuen uns hier zu sein und erkunden die Umgebung.
Auf der nördlichen Seite der Marina liegt Gros Islet, mit dem ursprünglichen und typisch karibischen Insel-Flair… inzwischen etwas touristischer als damals aber immer noch einen Besuch wert. Die großen Streetpartys finden derzeit wegen Corona leider nur eingeschränkt statt (aktuell nur am letzten Freitag im Monat). Wir waren 2x an anderen Tagen da und bekamen trotzdem leckeres Essen und Drinks (den „Golden Apple“ können wir sehr empfehlen). Am Abend ist hier allerdings etwas Vorsicht vor abgelegenen Ecken geboten… und es ist auch ratsam von und zur Marina bei Dunkelheit ein Taxi oder den Bus zu nehmen. Wertsachen sollten hier möglichst nicht offen getragen werden, um keine unnötigen Begehrlichkeiten zu wecken, denn die Bevölkerung hier ist sehr arm ist.





Im Süden von der Marina liegen die neu entstandenen Einkaufs-Mall‘s mit allem was man braucht, inkl. Dinghi-Steg. Die Restaurants in der Marina sind ziemlich teuer und irgendwie nicht so einladend… dafür gibt es auf der anderen Straßenseite das Restaurant von „Chef Robby“… sehr originell gestaltet und sehr leckeres Essen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis… wir können es sehr empfehlen.




Am Ankerplatz treffen wir auch Gregory, einen Boatboy, der Obst und Gemüse verkauft, mit dem bisher originellsten Boot, das wie eine schwimmende Plantage aussieht… und das Obst von ihm ist sehr lecker und empfehlenswert.


Nach ein paar Tagen stoßen unsere Freunde von der NOVA wieder zu uns… wir bewegen uns hier lustigerweise auf gegensätzlichen Kursen, was an den unterschiedlichen Ankunftsorten in der Karibik liegt. Sie kamen mit der ARC in Grenada an und wir in Martinique… auf den jeweiligen Nord-Süd-Kursen haben wir uns schon ein paar Mal getroffen und jetzt wieder hier in der Rodney Bay. Sehr schön und wir verbringen ein paar schöne gemeinsame Tage… u.a. auch mit einer kleinen Wanderung im Nationalpark „Pidgeon Island“ was ein 17 ha großer Inselfelsen ist, der im Norden liegt und 1972 durch Aufschüttung mit dem Festland verbunden wurde. Die Besonderheiten hier sind die historischen bedeutsamen Reste des britischen Fort Rodney aus dem 18. Jahrhundert und ein sensationeller Rundum-Ausblick. Nach der schönen Wanderung besuchen wir gemeinsam das ganz in der Nähe gelegene kleine Strandrestaurant „The Thirsty Parrot“, was übersetzt „der durstige Papagei“ heißt. Das passt, denn durstig sind wir auch und es gibt dort auch leckeres Essen… ein prima Abschluss, bevor es zurück zur LADY BLUE geht.



Auf St. Lucia könnten wir es deutlich länger aushalten… die Insel hat uns bis jetzt insgesamt am besten gefallen… doch es naht ein günstiges Windfenster für das letzte Stück zurück nach Martinique und wir sind in Vorfreude auf unser Paket das dort schon seit knapp 2 Wochen liegt… also los!
Das Auschecken bei Zoll und Immigration erweist sich einmal mehr als „Besonderheit“… es darf nicht eher als 24 Stunden vorher ausgecheckt werden… und idealerweise sollte man das nicht am Wochenende tun, da dann 100 EC$ Sondergebühren anfallen. Das ist eine ziemlich doofe Regelung, zumal wir höflich schon am Freitag angefragt haben… wurden aber als „Dank“ für unsere Ehrlichkeit unfreundlich abgewiesen… na ja… wir lernen daraus! Hauptsache kein Ärger mit den Behörden und vor allem das gute Windfenster nutzen…
Sonntag, 10.04.22 / 09:00: Das Wetter ist gut… der Winddreher auf E bis ESE ist da und wir gehen Anker auf… Groß ins 2. Reff und diesmal auch die kleine GE etwas eingerefft… Es ist wieder böiger Wind angesagt… 14-22 Knoten… und diesmal soll es nicht wieder zu viel Lage geben. Nachdem wir die Nordspitze passiert haben, erwartet uns eine 2-3 Meter-Welle… die aber abnehmend ist… und wir laufen perfekt getrimmt teilweise bis 8 Knoten Speed genau auf Zielkurs… das heißt wieder 15-20° zusätzlich vorhalten… damit uns später die Strömung nicht zu stark versetzt…. Das passt perfekt und kurz vor 13:00 haben wir St. Anne erreicht. Der Anker fällt fast an der gleichen Stelle wie im Dezember…. Wir sind wieder zurück und werden von der Maupiti begrüßt, die hier schon vor Anker liegt… ein schöner Empfang… 🙂



Hallo ihr beiden,
wieder einmal ganz herzlichen Dank für euren interessanten Bericht. Es ist schon spannend zu lesen, was ihr in der Karibik so alles anstellt und welche Probleme ihr bewältigen müsst, welche Schwierigkeiten ihr meistert und welche schönen und weniger schönen Überraschungen eure Reise für euch bereit hält.
Für uns wird die neue Segelsaison erst am 17. Mai beginnen, vorher ist es uns noch zu kühl.
Euch wünschen wir weiterhin eine schöne Reise und viel Glück und Zufriedenheit.
Liebe Grüße
Karin und Wilfried
La Surprise
Vielen Dank ihr beiden für eure Nachricht. Es sind eigentlich keine wirklichen Probleme oder Schwierigkeiten… eher normaler Bordalltag in der Karibik und die schönen Erlebnisse überwiegen deutlich. Insofern geht es uns sehr gut. Einzig Gerti’s Knie macht uns wirklich Sorgen, doch sie fliegt ja jetzt bald nach Hause und lässt sich behandeln. Mal sehn wie’s dann weiter geht…
Euch wünschen wir einen schönen Saisonstart auf der Ostsee und das es bei euch bald wärmer wird… 🙂
Liebe Gerti, lieber Horst,
danke für euren spannenden Bericht.
Wir sind noch in Südfrankreich und wollen am Wochenende in die Schweiz. Dort bleiben wir aber nur kurz und sollten Mitte Mai die Billabong ins Wasser setzen, wenn alles klappt.
Euch weiterhin viele schöne Erlebnisse und wir hoffen , dass Gertis Knie wieder etwas besser ist.
Ganz liebe Grüsse
Sibylle und Peter
Danke ihr Lieben… schön von euch zu hören. Gerti’s Knie ist leider nicht besser geworden, doch wir werden die letzten gemeinsamen Tage hier in Martinique noch genießen…
Am Mittelmeer dürfte es jetzt auch schon sehr angenehm sein… und für euren Saisonstart mit der Billabong wünschen wir euch schönes warmes Wetter auch in der Ostsee.