Warum hat es bis zum neuen Blogartikel so lange gedauert??? …kein Zeitdruck, keine Verpflichtungen und endlich in der Karibik angekommen… wunderbar… ein schönes neues Lebensgefühl. Nach dem Aufstehen erst mal eine Runde im klaren türkisfarbenen 28° warmen Wasser schwimmen, danach gemütlich frühstücken und dann mal sehn was der Tag so bringt… oder was wir vielleicht machen können oder wollen… ganz zwanglos… easy living… einfach herrlich… und abends bei einem leckeren Rumpunsch dem Sonnenuntergang zuschauen… 🙂 …das nennt sich hier „Liming“ 🙂
Ganz so war und ist es für uns natürlich nicht, denn wer mit einem Schiff unterwegs ist, hat eigentlich immer was zu tun… die Todo-Liste ist lang und fast jeden Tag kommt was dazu. Also sollte man dran bleiben und auch immer wieder ein paar Punkte von der Liste abarbeiten… z.B. die unterwegs angesetzten Entenmuscheln vom Rumpf abschaben…


Zum Glück ist auf unserer LADY bei der Überfahrt nur wenig kaputt gegangen… der Beschlag von einem der beiden Spibäume ist gebrochen und das Ruderblatt vom Windpiloten hat sich erneut gelockert (die Reparatur von den Kapverden hat nicht gehalten!). Beides konnten wir in Martinique reparieren und es ist jetzt deutlich besser als zuvor. Die Schweißarbeiten dazu hat in Le Marin die deutsche Firma „Inoxalu“ erledigt… (ist dort auch TO-Stützpunkt)… hervorragende Arbeit zum fairen Preis!
Und auch sonst gibt es in Martinique fast alles was man braucht… nur nicht alles an einer Stelle. Es war also diverse Recherche und Laufarbeit angesagt… was bei den warmen Temperaturen alles etwas langsamer geht… und Proviant musste auch wieder aufgestockt werden. So einfach wie in Deutschland, mit dem Auto zum Supermarkt… das geht vom Schiff aus nicht, doch hatten wir in Le Marin das Glück, dass es drei große Supermärkte gibt, wovon der „Leader Price“ sogar einen Dinghi-Steg hat… da kann man direkt mit dem Einkaufswagen hinrollen… Das war toll und wir haben mehrmals kräftig gebunkert… schweißtreibend… doch die Möglichkeit zum Baden ist ja nicht weit… und dann natürlich wieder etwas Liming… denn es soll ja nicht zu viel auf einmal werden… 🙂
Von unserem Freund Sigmar haben wir uns kurz vor Weihnachten verabschiedet und ihn mit Mietwagen zum Flughafen gebracht. Es war eine sehr schöne Zeit mit ihm an Bord und wir waren froh, dass er bei der Überfahrt mit dabei war und uns tatkräftig und zuverlässig unterstützt hat. Drei gemeinsame Atlantiküberquerungen liegen nun hinter uns und jede Überfahrt war anders und hatte ihre eigenen Herausforderungen. Servus Sigmar und komm gut nach Hause…



Die letzte Überquerung war deutlich anstrengender als erwartet und Gerti hielt immer Ausschau nach den von mir versprochenen ruhigen, langen und gleichmäßigen Atlantikwellen… tja… das hat Neptun diesmal leider ganz anders gemixt! Insbesondere in der ersten Woche viel Wind mit heftigen Squalls bis über 40 Knoten, Regenschauern und eine unangenehme zweite Welle von der Seite… gleichzeitig hatten wir die ersten Tage alle mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen und Gerti hatte zudem einen sehr unangenehmen Sturz unter Deck zu verkraften… sie flog von der Pantry rückwärts in die Mittelkabine gegen eine Koje… das sah böse aus, doch zum Glück „nur“ starke Prellungen mit großen blauen Flecken. Sie hat das sehr tapfer weggesteckt… Respekt! Die Akrobatik beim Kochen und Schlafen war gratis mit dabei und teilweise zirkusreif… da wurden Muskel gefordert, die wir gar nicht mehr kannten… so haben wir uns zwischendurch schon ein paarmal gefragt… warum tun wir uns das eigentlich an…?






Nun… die zweite Woche zeigte uns, dass es auf dem Atlantik auch schöne Segeltage gibt und die beste Antwort gab uns der Anblick von Martinique und das tolle Gefühl, als unser Anker nach über 2.000 Seemeilen am 11.12.2021 vor St. Anne ins türkisfarbene Wasser fiel. Platsch…. geschafft… yeaaahhh…. Wassertemperatur 28°… ausgiebig schwimmen und endlich wieder ein kühles Bier genießen… das war herrlich und ließ die Strapazen der letzten Tage schnell abfallen. So kann‘s jetzt weitergehen und dass haben wir uns jetzt auch verdient. Ein ganz anderes Zeitgefühl stellt sich langsam ein… und was wir heute nicht erledigen können, machen wir eben morgen…












Ein Ausflug mit dem Mietwagen über die Insel… das bringt eine schöne Abwechslung … und wir machen lange Touren über die Insel. Herrliche Buchten auf der Westküste (u.a. die Anse d’Arlet) und ein sensationell tropischer Norden. Wir haben den botanischen Garten „Jardin de Balata“ besucht und waren begeistert von der Vielfalt der tropischen Pflanzen und Bäume, inkl. einem tollen Hochseilgarten…








Der Verkehr auf Martinique ist allerdings gruselig… trotz gut ausgebautem Straßennetz gibt es viele Staus (insbesondere im Umkreis von Fort de France). Mit Klimaanlage und ohne Zeitdruck jedoch kein Problem… doch nach ein paar Tagen reicht uns das und wir geben den Wagen gerne wieder ab und gehen zurück aufs Wasser…
Wie geht es nun weiter…??? …viele Fragen sind zu klären… Welche Corona-Regeln sind zu beachten… hier und auf den anderen Inseln… bekommen wir hier eine Corona-Booster-Impfung… brauchen wir PCR-Tests… wo bekommen wir die und welche zusätzlichen Kosten fallen an… ? Der bürokratische Aufwand hat sich durch Corona im Vergleich zu früher scheinbar verdoppelt. Doch zu unserem großen Erstaunen bekamen wir die Booster-Impfung sehr einfach und quasi im Vorbeigehen. Als wir beim „Centre Hospitalier du Marin“ danach fragten, waren wir ruckzuck in der Warteschlange… ein Formular ausgefüllt und eine Stunde später kostenlos geimpft… wow, sehr lobenswert.
Unser nächstes Ziel ist Bequia, was zu St. Vincent & the Grenadines gehört. Dort soll das karibische Flair noch ausgeprägter sein als hier im europäisch angehauchten Martinique… und wir wollen gerne vor Silvester dort sein. Aber wir brauchen vorher einen PCR-Test und müssen uns über mehrere Online-Anmeldehindernisse durchkämpfen. Das ist alles sehr undurchsichtig und zeitraubend.
Unsere Freunde von der Maupiti ankern neben uns und haben das gleiche Ziel… und wir tauschen uns zu den Möglichkeiten aus… das hilft… Wir bekommen den PCR-Test nach eMail-Anmeldung direkt in der Marina Le Marin und er kostet hier nur 50 €. Das Ergebnis wird per Mail am nächsten Tag zugestellt und muss im Vorfeld nach Bequia weitergeleitet werden. Überhaupt ist die Anmeldung für St. Vincenz & the Grenadines sehr aufwändig und nervend… 1x Anmeldung über Sailclear, dann Anmeldung über SVG-Arrival (inkl. Upload von Ausweispapieren, Impfzertifikaten und PCR-Tests) und dann noch ein weiteres offizielles Online-Formular zum Ausfüllen. Obendrein bekommen wir noch die Empfehlung einen Agenten einzuschalten, weil es dann vor Ort schneller und zuverlässiger geht… Das haben wir nicht gemacht, weil wir es einfach so ausprobieren wollten…
29.12.2021 / 17:30: Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir Anker auf, navigieren durch die verwinkelte Ausfahrt von Le Marin (links und rechts Sandbänke) und segeln in die untergehende Sonne…

Es wird eine ruhige Überfahrt… vorbei an St. Lucia und St. Vincent und am nächsten Vormittag fällt unser Anker in der großen Bucht von Bequia. Eine herrliche Insel mit dichter grüner Vegetation und buntem tropischen Flair. So stellt man sich die Karibik vor… wunderbar, also nur noch „schnell“ einklarieren, damit wir uns offiziell frei bewegen können.
Wir wissen dass wir ein Health-Ticket von SVG-Arrival benötigen, um beim Zoll und Migration einklarieren zu können… doch keine Ahnung wo dieses ominöse SVG-Arrival-Büro zu finden ist… also gleich zum Zoll und Migration… wird schon klappen und vielleicht ist SVG-Arrival da auch untergebracht. Weit gefehlt!!! Wir werden vom Zoll etwas unhöflich abgewiesen und aufgefordert erst unser Health-Ticket zu besorgen (obwohl wir später erfahren haben, das dies wahrscheinlich schon im PC hinterlegt war!). Ok, aber wo und wie…. Auf diese Frage wird mir erklärt zurück an Bord zu fahren und von dort über VHF Kanal 67 SVG-Arrival anzufunken…. Waaas?… das ist ja komisch…. Ok, gesagt… getan. Ich funke also von Bord… und erhalte tatsächlich Antwort wo ich mit dem Dinghi hinkommen soll… auf die andere Seite der Bucht… hmm, ok also dahin, um vor Ort festzustellen, dass da gar nicht SVG-Arrival sitzt, sondern Agent Daffodil…. Und da hocken auch noch etwas frustriert mehrere andere Segler rum, die alle wie ich auf der Suche nach dem Health-Ticket sind…
An der Stelle erinnere ich mich an den erhalten Hinweis, bzgl. Agent… ok, da scheint also mehr dran zu sein und wie sich später noch rausstellt, ist hier Daffodil tatsächlich die beste Adresse, um alles schnell und unkompliziert zu lösen. Ich lasse mich drauf ein und habe 2 Stunden später unser Health-Ticket in der Hand (für 85 US$). Damit war es dann ein Klacks beim Zoll und Migration einzuklarieren, was nochmal 27 US$ kostete. Geschafft und jetzt erst mal wieder Liming und Schwimmen gehen…
Die Maupiti folgt uns und erreicht Bequia am nächsten Tag… sie haben alles gleich über Daffodil laufen lassen und ihr Ticket wartete schon auf sie… so einfach kann’s gehen… Inzwischen lachen wir drüber und feiern zusammen mit der Maupiti und der Big Bubble ins neue Jahr hinein… Auch ein neues Erlebnis für uns, da wir Silvester noch nie in tropischen Gefilden verbracht haben. Schön war auch, dass wir hier unsere Freunde von der Cesarina wieder getroffen haben, die uns gleich mit leckerem Banana-Bread verwöhnten…






In den nächsten Wochen besuchen wir neben Bequia auch die Tobago Cays, Mayreau und Union Island. Alles ganz tolle und wunderbare Inseln mit vielen netten Menschen und bunten Häusern…, jedoch mit zum Teil unruhigen Ankerplätzen, weil wir durchgehend viel Wind und Schwell hatten. Türkisfarbenes und warmes Bade-Wasser, schwimmen, schnorcheln, tauchen, leckere Barbeques und schöne Landausflüge lassen die Tage und Wochen wie im Flug vergehen… und wir lassen uns treiben, denn wir haben uns an das „neue Tempo“ inzwischen gewöhnt…




















Insbesondere die Chatham Bay auf Union Island hat es uns angetan… außer 3-4 kleinen „Restaurants“ gibt es nur ein paar Fischer, ein paar freundliche Boatboys und drum rum nur hohe Berge, die dicht und leuchtend grün bewachsen sind… Schildkröten und Rochen schwimmen täglich vorbei und es gibt auffallend viele Pelikane. Das sind total coole Vögel… sehn aus wie kleine Flugsaurier und stürzen sich pausenlos wie ein Pfeil ins Meer um oft erfolgreich Fische zu fangen…. total faszinierend zuzusehen…







Und hier treffen wir auch endlich wieder unsere Freunde von der NOVA, die wir zuletzt auf den Kapverden trafen. Sie sind mit ARC+ über den Atlantik gekommen und fahren jetzt nordwärts… Es ist immer wieder schön unterwegs bekannte Schiffe und Freunde zu treffen… die Welt scheint dabei doch ganz klein… 🙂


Inzwischen haben wir uns entschieden, diese Saison in der Karibik zu bleiben… zu unsicher ist aktuell die Corona-Lage im Pazifik und es gibt hier auch noch so viel zu entdecken, das dafür eine Saison gar nicht ausreicht… Das bedeutet allerdings, dass wir uns noch einen guten Ort für die Hurrican-Saison aussuchen müssen… und das ist nicht einfach. Unsere Versicherung bei Pantaenius schließt alle Orte nördlich des 10 Breitengrades bzgl. evtl. Hurrican-Schäden aus… und damit fast die ganze Karibik. Das ist zwar doof, doch es gibt ein paar Orte wo es relativ sicher ist… dazu später mehr.
Jetzt wollen wir erst mal wieder zurück nach Bequia, weil dort ein sehr guter Segelmacher sitzt, der den Auftrag bekommen hat, stabile Haltelaschen an unserem Bimini für unsere zusätzlichen Solarpanele anzunähen und auch den UV-Schutz an unser kleinen Genua wollen wir nachnähen lassen… …und Bequia gefällt uns sehr gut und ist immer wieder einen Besuch wert…



Hallo Gerti und Horst, schön von euch zu hören. Es freut uns , dass es euch gut geht.
Bei eurem Bericht kommen Erinnerungen auf, ja der Dingisteg beim Supermarkt, über den haben wir uns auch gefreut .
Die Bürokratie war schon früher nicht einfach, aber mit Corona ist es wohl noch viel schlimmer.
Wir sind zur Zeit im Schnee zusammen mit Julia und den drei Kindern. Die Zwillinge wachsen und Finn geht zur Skischule. Wir geniessen die Sonne, haben aber nicht eure Temperaturen!!!
Machts gut und danke, dass wir an eurem Abenteuer teilnehmen können.
Liebe Grüsse
Sibylle und Peter
Hallo ihr Lieben,
danke für eure Nachricht… und ja der Schnee bei euch in den Bergen sieht schon auch Klasse aus und mit euren Enkeln seid ihr da prima beschäftigt… 😉
Uns gefallen die Temperaturen und Bademöglichkeiten hier im Moment allerdings besser… 😉
@Peter: Der Freediver läuft prima… und ich bin froh in dabei zu haben… speziellen Dank an dich… 🙂
Hallo ihr beiden,
wir haben uns sehr gefreut, mal wieder ein Lebenszeichen von euch zu erhalten – und dann noch einen so ausführlichen und auch sprachlich farbenfrohen Bericht mit den vielen schönen Fotos. Sie verleiten uns natürlich zu der stillen Frage, ob wir nicht doch etwas versäumt haben. Allerdings freuen wir uns auch mit euch über alles, was ihr so erlebt und so interessant schildert.
Hier in Hannover haben wir nun schon wochenlang nasskaltes und regnerisches Wetter. Die Sonne kommt nur kurz einmal zu Besuch und auch Schnee hat sich noch nicht so richtig blicken lassen, abgesehen von einem kurzfristigen weißen Schleier, der wenige Stunden später wieder verschwunden war. Und dann noch die vielen Einschränkungen, denen man sich wegen Corona unterziehen muss …….. Na ja, die Omikron-Welle soll ja bald durch sein, vielleicht wird das Leben dann auch hier wieder schöner und leichter.
Wir wünschen euch weiterhin viele schöne und interessante Augenblicke und freuen uns schon jetzt auf die künftigen Schilderungen von eurer Reise.
Bleibt gesund und herzliche Grüße von Hannover in die Karibik
Karin und Wilfried
von der La Surprise
(Sie steht derzeit natürlich in der Halle und träumt wie wir vom Segeln)
Ahoi ihr Lieben,
danke für eure Nachricht und die Saison für euch steht ja auch bald schon wieder vor der Tür. Ich kann mich noch gut ans jährliche auswintern erinnern und freue mich, dass ich das dieses Jahr nicht tun muss… in der Karibik wird zum Beginn der Hurrikan-Saison „eingesommert“… lustig…
Mit Corona kommen wir hier gut klar, da ja so gut wie alles im Freien ist und die Menschen hier damit auch vernünftig umgehen… wollen wir hoffen, dass es so bleibt und wünschen euch dazu auch bald eine deutliche Entspannung…
Alles Gute für euch und bleibt gesund…
Die tollen Bilder und der Supertext lassen uns ganz authentisch teilhaben am Schiffsleben in der Karibik. Claudia ist begeistert von Deinem Schreibstil und meint Du müsstest ein Buch schreiben.
Ihr Lieben, ich hatte eine wunderschöne Zeit bei Euch an Bord und die Erinnerung daran bleibt durch die Bilder und den Text frisch und lebendig.Ganz herzlichen Dank!
Lieber Sigmar, danke für deine Rückmeldung und wir haben die Zeit mit dir an Bord ebenso genossen. 🙂
@Claudia: Du schmeichelst mir… vielen Dank… ich geb mir Mühe… 🙂
Alles Gute und bleibt gesund… 😉
Hallo Gerti und hallo Horst,
auch wir freuen uns über euren neuen Bericht aus der Karibik! Schön wieder an euren Erlebnissen teilhaben zu können. Von den karibischen Sonnenuntergängen und dem leckeren Rumpunsch (wäre wohl machbar…) können wir hier -im zur Zeit sehr ungemütlichen Norden- bei ‚Dauerschmuddelwetter‘ aber nur träumen… Schön dass ihr wieder so tolle Fotos mitgeschickt habt, so kommt wenigstens dadurch ein wenig Sonne bei uns an! Wir wünschen euch weiterhin eine traumhafte Zeit und drücken die Daumen dass ihr einen guten Platz für die Hurrican-Saison findet und natürlich freuen wir uns jetzt schon auf euren nächsten Bericht.
Alles Gute und bleibt gesund das wünschen euch
Wolfgang und Waltraud
Danke ihr Lieben für euren Kommentar… heute hat es hier auch immer wieder geregnet, begleitet von kräftigen Böen… quasi „warmes Schmuddelwetter“ mit immerhin ein paar Sonnenstrahlen… ist aber alles ganz normal hier, sonst wäre es ringsum auch nicht so schön grün… und dafür gibt es heute Rum pur… 🙂
Auch für euch alles Gute und bleibt gesund…